CheckpointNicholson Baker
Gebundene Ausgabe
Seit den Reaktionen von George Bush auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York machen die Intellektuellen Amerikas künstlerisch und dokumentarisch Jagd auf den U S-Präsidenten und seine Maßnahmen zur Beschneidung der Demokratie und der Menschenrechte. Der Sprachwissenschaftler und Kulturkritiker Noam Chomsky etwa warf Bush in seinem Essay Power and Terror vor, mit der Rhetorik des "heiligen Krieges" aus einer Position der Selbstgefälligkeit heraus bewusst Völkerrecht zu brechen. Die unkonventionellen Attacken von Michael Moore sind sattsam bekannt. Nun macht auch der amerikanische Schriftsteller Nicholson Baker ( Vox, Zimmertemperatur ) gegen die Bush-Regierung Front. Und er tut es auf äußerst raffinierte, da literarische und ironisch gebrochene Art und Weise. Zwei Freunde treffen sich in einem Zimmer des Adele Hotel in Washington D. C. Jay hat seinen Freund Ben angerufen, um ihm mitzuteilen, dass er George W. Bush ermorden will - mit verschiedenen Geheimwaffen: zum Beispiel mit einer fliegenden Kreissäge ("ultrascharf, absolut tödlich") oder mit einem Klumpen abgereichertem Uran, der alles zermahlen kann. Schon bald wird klar, dass Jay ein überspannter Spinner ist - ein Bewusstseinszustand, der seine Rede immer wieder in Frage stellt. Aber eigentlich hat er ganz vernünftige Argumente für seinen übertriebenen Hass. Und so kann man in Checkpoint eine ganze Menge lernen über die amerikanische Mentalität, über Selbstgefälligkeit, politische Verlogenheit und das Verhältnis von Wirtschaft und Macht. Das literarische Verfahren erlaubt es Baker, schweres Geschütz aufzufahren. Schließlich kann er seinen Kritikern immer entgegenhalten, nicht er selbst hätte Bush einen "nicht gewählten betrunkenen Ölmann" genannt, sondern sein verrückter Held. " Roman" hat Baker sein Buch genannt, aber eigentlich ist es ein als Theaterdialog getarntes, überraschend originelles und ästhetisch ansprechendes Pamphlet gegen Bushs Politik. Und es ist vor allem eins: es ist brillant geschrieben. - Thomas Köster
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