Kaiser Julian ApostataMarion Giebel
Gebundene Ausgabe
Tragische Figuren hat es zu allen Zeiten der Geschichte gegeben, und Julian Apostata, römischer Kaiser von 361 bis 363, hat diesen Part für die Spätantike übernommen - zu spät Geborener einer vergangenen Zeit und gleichzeitig seiner Zeit voraus. Dabei vereinigte er die besten und wichtigsten Eigenschaften eines Herrschers in sich: umfassende klassische Bildung, Humanität, Toleranz, strategisches und taktisches Geschick sowie politisches Gespür; zum Verhängnis wurde ihm die Unfähigkeit zur Einsicht in die gesellschaftliche und kulturelle Realität sowie letztlich eine der gefährlichsten Eigenschaften eines Herrschers, die Hybris. < P> Die sich auf den ersten Blick nur wenig von anderen Viten spätrömischer Kaiser unterscheidende Biografie des Flavius Claudius Julianus erhält ihre Singularität und Tragik durch seine tiefe persönliche Hingabe an die alten Kulte ( Helios, Kybele, Mithras). Seine daraus resultierende Abneigung gegenüber dem Christentum, seine auf Toleranz und Gleichberechtigung aller religiösen Kulte ( Toleranzgesetz zur Wiederherstellung der Religionsfreiheit) beruhenden eingeführten religionspolitischen Maßnahmen, seine Verbohrtheit wie völlige Verkennung der Macht, die das Christentum mittlerweile und unwiderruflich im Römischen Reich erlangt hatte ( Schulgesetz von 362), heben ihn aus Abfolge spätantiker Kaiser heraus. < P> Die Regierung Julians endete unvermutet mit seinem nach wie vor von Legenden umrankten Tod auf einem Feldzug gegen die Perser 363 und blieb so, zumindest hinsichtlich der Geschichte des Christentums, nur eine bedeutungslose Episode der abendländischen Geschichte. Bereits zeitgenössische christliche Schriftsteller gaben ihm den Beinamen Apostata, der Abtrünnige, dessen prominentester und für die folgenden Jahrhunderte einflussreichster Propagator Augustinus (354-430) wurde; die Kirche hat Julian in den folgenden Jahrhunderten mit Hass verfolgt wie kaum einen anderen Herrscher. < P> Spätestens seit der herausragenden Julian-Biografie von J. Bidez (1930) betrachtet ihn die Forschung ebenso akribisch wie differenziert. Marion Giebels Lebensbeschreibung greift diese Sicht auf und vermittelt ein umfassendes, an vielen Stellen weit über die Person Julian hinausgehendes ( Religion, Philosophie, Voraussetzungen und Umgebung) Porträt einer Epoche im Umbruch. < I> Kaiser Julian Apostata repräsentiert den Typ einer solide erzählten Geschichte, sorgfältig recherchiert, ausgestattet mit Anmerkungen, Zeittafel, Stammtafel, Karten und einer sehr guten Auswahlbibliografie. < I>-Osseline Kind
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