Predigten 1898-1948. Werke aus dem Nachlaß. Alle bisher unveröffentlichten PredigtenAlbert Schweitzer
Gebundene Ausgabe
" Schlichtheit und Gelehrtheit waren in diesem Mann seltsam und wunderbar nahe beieinander", bescheinigte ein Zeitgenosse dem evangelischen Theologen und Missionsarzt Albert Schweitzer (1875-1965). Dank der Herausgeberarbeit der Theologen Erich Gräßer und Richard Brüllmann können nun viele Menschen an der Predigtkunst des Friedensnobelpreisträgers teilhaben. Die beiden sammelten die bislang unveröffentlichten Predigten Schweitzers aus den Jahren 1989 bis 1948. Knapp 1. 400 Seiten umfasst das gebundene Werk - eine Seitenzahl, die keineswegs abschreckt, sondern zum Stöbern einlädt. Denn jede der 335 Predigten bietet einen Einblick in die trotz (oder wegen? ) aller Einfachheit faszinierende Theologie des " Urwalddoktors" aus Lambarene. Sicher wirkt die Sprache Schweitzers für heutige Leser zunächst etwas belehrend-altbacken und ist gewöhnungsbedürftig. Doch wer sich vorurteilsfrei dem Stil der Predigten nähert, kann nachvollziehen, was liberale Theologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutete. Ohne sich von dogmatischen Richtigkeiten gefangen nehmen zu lassen, hinterfragt Schweitzer viele Glaubensregeln und legt den Kern der christlichen Botschaft frei. " Kein Christ darf etwas ungeprüft als Glauben annehmen", ist Schweitzer überzeugt und prüft stellvertretend für seine Predigtgemeinden die vermeintlich unumstößlichen Glaubenssätze. In beeindruckender Weise nimmt er seine damaligen Hörer - und heutigen Leser - mit auf Gedankengänge, die zu verblüffenden Ergebnissen führen. Selbst die Auferstehung und den Absolutheitsanspruch des Christentums stellt er auf den Prüfstand. Als Messlatte dient ihm Jesus, als dessen " Sklave" sich Schweitzer bezeichnete - "sein Feuer brennt in mir. " Seine Liebe zu Jesus dokumentiert sich auch darin, dass Schweitzer fast ausschließlich Texte aus dem Neuen Testament für seine Predigten auswählte. " Religion heißt für mich ' Mensch sein', schlicht Mensch sein im Sinne Jesu", meinte Schweitzer und setzte sich unermüdlich für die " Ehrfurcht vor dem Leben" ein. -Uwe Birnstein
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