Der 13. Mord des JahresLiz Brady, Philipp Thüring
Taschenbuch
Die politisch engagierte Journalistin Jane Yeats hat ihren Job bei einer Zeitung verloren, als sie bei einem Korruptionsfall innerhalb der Polizei allzu gründlich recherchierte. Dann starb auch noch ihr Mann, und seither hilft sie im Country-Schuppen ihrer exzentrischen Mutter aus, trinkt regelmäßig Bier und kümmert sich ansonsten um ihren Hund Max. Doch an einem Morgen mit Hangover steht eine Frau namens Simone Goldberg unangemeldet vor ihrer Türe und bittet sie in einem Mordfall um Hilfe. Goldberg vermutet, dass die Polizei den Falschen verhaften wird - einen Sündenbock, um Ärger mit den Mächtigen der Stadt Toronto zu vermeiden. Ermordet wurde Goldbergs Bruder, der Immobilienmogul Charles Durand, der trotz aller wirtschaftlichen Erfolge immer ein Außenseiter in Torontos Welt der Reichen geblieben war und auch von seiner Familie kaum geliebt wurde: Allen Beschreibungen zufolge war er ein Ekel. Sein schwuler Sohn William hatte wenige Monate zuvor einen Prozess gegen ihn angestrengt und verloren, Simone selbst hat ihn mindestens 17 Jahre nicht mehr gesehen, und seine Frau soll ihn nur wegen des Geldes geheiratet haben. William, der sich inzwischen versteckt hält, war kurz vor dem Mord an seinem Vater am Tatort und gilt für die Polizei als Haupttatverdächtiger. Doch Jane recherchiert in Simones Auftrag auf eigene Faust, und bald findet sie Spuren, die in die Wirtschaftswelt, mitunter sogar bis zur Mafia führen. Als schließlich auf sie geschossen wird, hat sie das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein. Und in großer Gefahr. Der 13. Mord des Jahres überzeugt mit seinen lebendigen Figuren, allen voran Jane und ihre Mutter, die beide gerade auch durch ihre Schwächen und Kanten und im Zusammenspiel gefallen. Bei den Nebenfiguren spielt Liz Brady, die 20 Jahre als Lektorin gearbeitet hat, geschickt mit den Genre-Archetypen; nur Janes neuer Lover wirkt vielleicht zu stark idealisiert. Aber das ist leicht zu verschmerzen angesichts der interessant gestrickten Krimihandlung zwischen korrupter Hochfinanz und der kaputten Familie des ermordeten Tycoons Durand, die schließlich zu einer überzeugenden Auflösung führt. -Ewald Richter
|