Das geheimnisvolle Serum
Fantasy Abenteuer-Roman von Janis Purucker
Angefangen 1993 im Alter von 10 Jahren, fertiggestellt am 13.Mai 1995 mit 12 Jahren
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Kapitel 3
"Und du meinst, das klappt?" fragt er mich, als ich zu Ende geredet habe.
"Ich denke schon. Aber wir müssen viel vorbereiten, die Taschenlampen suchen,
uns umsehen, wo Rollstühle stehen usw. Und deshalb müssen wir jetzt gleich
anfangen. Du weißt schon, Plan Nummer 1a."
"Ok. Äh, Schwester!" ruft er laut.
Sofort stürmt die Krankenschwester mit meiner Mutter herein. "Was ist denn?"
fragt die Krankenschwester, in einem nicht gerade freundlichen aber auch nicht
unfreundlichen Ton.
Ich merke, dass Christian vergessen hat, was er jetzt nach Plan 1a sagen müsste.
Deshalb fange ich sofort zu reden an: "Wir müssten mal auf die Toilette."
"Ach so, gut. Hier sind eure Krücken."
"Danke." sage ich und humpele auf meinen Krücken voran. Christian folgt mir.
"Soll ich mitgehen?" fragt die Krankenschwester uns.
"OOOHH, nein!" stottere ich in überzeugtem Ton. "Wir wissen schon wo die
Toiletten sind." versichert ihr zu meinem Erstaunen auch noch Christian.
Wenigstens hat er ein bisschen was von meinem Plan mitbekommen.
"Ok, also wenn irgendwas ist: in der Toilette hängt so eine Schnur von der
Decke, die zieht ihr einfach und dann kommt jemand und hilft euch."
"Danke, wir kommen schon zurecht." antworte ich und humpele so schnell wie
möglich den Gang entlang, zu den Toiletten. Denn solang die Krankenschwester
uns noch sehen kann, müssen wir ja so tun, als ob wir echt mal müssen. Als wir
um die nächste Ecke gebogen sind, drehe ich mich um. "So," sage ich zu
Christian, "jetzt kann sie uns nicht mehr sehen."
"Ok. Aber, Laura, wie sollen wir in diesem großen Haus Taschenlampen und
Rollstühle finden?" fragt er mich.
"Ach, wir sehen uns einfach ein bisschen um." Wir biegen gerade in einen Gang
ein, in dem so viele Türen sind, dass man sich fast gar nicht mehr auskennt.
Gottseidank sind an jeder Tür Schilder, auf denen steht, was das gerade für ein
Raum ist. "OP!" lese ich. "Da drin ist bestimmt nichts was wir brauchen können."
"Hey, was ist das hier?" fragt mich Christian erstaunt. Doch bevor ich es lesen
kann, ruft er: "Laura, es ist das Zimmer der Nachtschwester. Hier könnten wir
Taschenlampen finden. Eine Nachtschwester braucht so etwas ja."
"Nicht so laut!" bremse ich ihn.
Er erschrickt und wir lauschen angestrengt. Jetzt hören wir Schritte in der
Nähe. " Mist!" flüstere ich leise. "Jetzt hat uns jemand gehört!" Die Schritte
kommen immer näher. "Schnell! Hier rein!"
Und wir humpeln, so schnell wie möglich, in den nächsten Raum. Dort ist es
dunkel. Wir haben wahrscheinlich die Besenkammer erwischt. Und schon hören wir
draußen auf dem Gang eine Stimme rufen: "Hallo! Ist hier jemand? Haaalooo! Hm,
scheint niemand hier zu sein. Ich dachte, ich hätte etwas gehört." Und schon
entfernen sich die Schritte wieder. Als wir nichts mehr hören, sage ich leise
zu Christian: "Komm, wir müssen uns beeilen, sonst werden meine Mutter und die
Krankenschwester noch misstrauisch."
Also versuchen wir, den Türdrücker zu ertasten. Doch plötzlich ertaste ich
etwas, das sich überhaupt nicht nach einem Türdrücker anfühlt, sondern eher
nach einem...! AAAAAAhhh!! AAAuuu! Christian, Christian hilf mir!"
"Laura, Laura was ist denn passiert? Das ging alles so schnell, dass ich gar
nicht mitbekommen habe, was los ist! Aber warte, ich helfe dir." Und er stellt
mich, soweit es geht, wieder auf die Beine.
"Puh, das war jetzt was!" stöhne ich.
"Was ist passiert?" fragt mich Christian zum zweiten Mal.
"Schau, wir haben doch den Türdrücker gesucht oder? Und da bin ich aus Versehen
auf den Lichtschalter gekommen!"
"Ja, und?"
"Na, da hinten! Siehst du das künstliche Skelett? Wie das Licht angegangen ist,
hatte ich meine Augen ausgerechnet auf die Stelle gerichtet, wo das Skelett
stand! Und da bin ich natürlich fürchterlich erschrocken, so sehr, dass ich
hingefallen bin. Gerade auf die Stellen wo es weh tut!"
"Hihi, Laura, man darf doch nicht so schreckhaft sein! Naja, aber wenn ich's
recht betrachte, es hätte mir auch passieren können. Hoffentlich hat dich
keiner schreien gehört!" Wir lauschen wieder angestrengt. Wir hören jetzt eine
tiefe Männerstimme rufen:" Haalooo! Kommen Sie sofort raus! Na, warte, ich
finde Sie schon!"
"Oh jeh," sage ich besorgt zu Christian, "jetzt ist alles aus! Jetzt findet er
uns sicher!"
"Leise! Die Schritte kommen näher! Wir müssen uns hier irgendwo verstecken!
Hier! Komm schnell, hier hinter der großen Landkarte!" Und schon laufen wir, so
schnell es geht, hinter die riesige Landkarte.
"Wozu ein Krankenhaus wohl eine so große Landkarte braucht!" überlege ich. Doch
meine Gedanken werden unterbrochen, die Tür geht auf! "Hallo, ist hier jemand
drin? Hm, nichts. Schauen wir noch in die übrigen Räume." sagt der Arzt. Und schon ist er wieder draußen.
Als seine Schritte verklungen sind, sage ich erleichtert zu Christian:
"Gottseidank. Puh, das war wieder einmal knapp! dass wir auch immer in solche
Situationen geraten müssen!"
"Ja, da hast du recht. Naja, jedenfalls können wir jetzt endlich in das Zimmer
der Nachtschwester schauen, da dürfte ja jetzt keiner drin sein." Und schon
stehen wir wieder draußen auf dem Gang.
"Schau mal durchs Schlüsselloch, Chris, ich darf dich doch jetzt so nennen?"
"Ja." lacht Chris. "Warte. Äh, also ich sehe niemanden. Komm, gehen wir rein.
Aber leise!"
Ganz langsam drückt Chris die Türklinke hinunter. In dem Zimmer erhellt ein
Fenster den ganzen Raum. Sonst stehen noch ein paar Schränke und ein
Schreibtisch in dem äußerst kleinen Zimmer. Alles ist zusammengepfercht. An den
Wänden hängen Bilder der modernen Kunst, die manche Leute ja heutzutage sehr
gerne mögen.
"Wo würde ich Taschenlampen hintun, wenn ich eine Nachtschwester wäre? Hm, ja,
in einen Schrank!" murmle ich nachdenklich vor mich hin.
"Also, ich würde sagen, wir fangen mit diesem Schrank hier an." schlägt Chris
vor und macht die Schranktür des rechten Schranks auf. "Nein, hier ist nichts
drin außer weißen Schwesternkitteln."
"Und hier? Nein, hier nicht, oder? Doch! Hier ist eine Schublade drin! Eine
Schublade in einem Schrank! Und was ist ... Ja! Chris, ich habe zwei
Taschenlampen gefunden! Eine Einsatz- und eine Ersatztaschenlampe!"
"Super! Gib mir eine ." Und ich gebe ihm die Ersatztaschenlampe, die
wahrscheinlich noch nicht benutzt worden ist, denn wenn wir mit den Rollstühlen
zur Universität fahren, fährt er voran und da braucht er ja dann auch die
bessere Taschenlampe.
Plötzlich erschrecken wir, denn es ertönt von irgendwo her eine Stimme: "Die
Patienten Laura und Christian werden gebeten, zu Christians Zimmer
zurückzukehren." Und das wird nochmal wiederholt. Dann ist es wieder still.
"Oh jeh, bin ich jetzt erschrocken, ich dachte schon, es kommt jemand!" sage
ich zu Christian.
"Mensch, die suchen uns! Was sagen wir ihnen wenn wir zurückkommen?"
"Hm, ja, wir sagen einfach... dass wir uns noch ein bisschen im Krankenhaus
umgesehen haben. Das darf man doch, oder?"
"Ja gut, aber was wird mit den Rollstühlen? Wie willst du jetzt rauskriegen, wo
da welche stehen?"
"Na, auf dem Weg in dein Zimmer machen wir noch ein paar kleine Umwege.
Vielleicht sehen wir dann welche stehen."
"Ja dann komm!" drängt Christian. "Aber ich sag's dir, weit kann ich heut nicht
mehr laufen! Mir tun alle Wunden und alle gebrochenen Knochen weh!"
"Ja, da hast du recht, mir ja auch! Aber wenigstens fahren wir heute Nacht mit
Rollstühlen! Da tut uns dann nichts weh!" tröste ich Chris.
"Wenn wir Rollstühle finden!"
Wir humpeln durch Gänge, durch Gänge, durch Gänge. Aber in keinem steht auch
nur ein Rollstuhl! Als wir schon fast aufgeben, erstens, weil wir nicht mehr
können und zweitens weil wir den Mut aufgegeben haben, biegen wir in einen Gang
ein, in dem genau 3 Rollstühle stehen.
"Ja! Chris, wir haben's geschafft! Komm wir fahren zu deinem Zimmer. Ich kann
nicht mehr." sage ich erleichtert."
"Oh, ich kann auch nicht mehr!"
Und wir setzen uns in zwei Rollstühle und fahren in Richtung Zimmer Nummer 265.
"Aber, Laura, wo stellen wir die Rollstühle hin, damit sie die Krankenschwester
und deine Mutter nicht sehen?"
"Hm, ja ich denke, in den Gang davor. Du weißt schon, wo auch die Krankenbetten
rumstehen."
"Genau! Ach mensch, Laura, wo hast du nur immer diese guten Ideen her? Du hast
recht! Wenn wir die Rollstühle nämlich dort hinstellen, dann lässt sie auch
jeder stehen, weil er denkt, dass jemand sie dort hingestellt hat, weil sie bald
gebraucht werden! Und das stimmt ja auch."
Wir stellen die Rollstühle also dort hin. "So, jetzt gehen wir, oder eher
humpeln wir, den Rest zu deinem Zimmer." schlage ich vor.
Gedacht - getan. Als wir um die Ecke biegen, hören wir schon die
Krankenschwester mit meiner Mutter aufgeregt reden, nein, eher diskutieren! Wir
merken, dass es dabei natürlich um uns geht. Und da sehen wir sie auch schon.
Sie glotzen uns an. Meine Mutter bricht als erste das Schweigen: "Also, wo
kommt ihr her, vom Nordpol?"
"Wieso?" stelle ich mich dumm.
"Na, hört mal, ihr sagt, dass ihr auf die Toilette geht und bleibt über eine
halbe Stunde weg!" wirft uns meine Mutter vor.
Doch gleich darauf erwidere ich ihr in einem versuchten, erstauntem Ton: "Aber,
wir haben uns doch bloß ein bisschen umgesehen! Ist da wirklich schon eine halbe
Stunde vergangen? Komisch, die Zeit rinnt einem, wenn man was interessantes
ansieht, nur so davon!"
"Was habt ihr euch denn alles angesehen? Bei uns gibt's doch nichts zu sehen!"
fragt uns die Krankenschwester in einem ungläubigen Ton.
"Eben alles. Oder fast alles." sagt Chris.
"Naja, dann geht es ja noch. Wir dachten schon, ihr seit mit zwei Rollstühlen
ausgerissen!" sagt meine Mutter erleichtert. Aber das würden wir doch nie und
nimmer machen, Mami." beruhige ich sie.
"Naja, also, gehen wir jetzt wieder auf dein Zimmer Laura? Du musst doch müde
sein, nach einer halben Stunde rumlaufen!"
" Ja." sage ich gähnend. "Tschüß Chris, bis äh, bis morgen. Schlaf schön." sage
ich.
"Du auch! Tschüss Laura!" ruft er mir noch nach.
Als wir wieder vor meinem Zimmer stehen, sagt meine Mutter: "Also dann, gute
Nacht Laura, ich komme morgen wieder und besuche dich.
"Ja, Mami, Tschüß und... Mach dir keine Sorgen."
"Ok, Tschüß!" sagt sie, bevor sie die Türe zumacht.
Ich gehe zu meinem Bett und lege mich hinein. Bevor ich schlafe, stelle ich mir
meinen Wecker auf kurz vor Mitternacht. Die Startzeit des Planes 2a.
Hoffentlich vergisst Christian ihn nicht! Im Halbschlaf denke ich noch darüber
nach, dass wir Glück haben, alle zwei in einem Einzelzimmer zu liegen! Und schon
bin ich eingeschlafen.
Übereinstimmungen mit wahren Handlungen oder lebenden Personen ist unbeabsichtigt, rein zufällig und auch extrem unwahrscheinlich!