Unverhüllte SchönheitLidia Guibert Ferrara, Lidia Guibert Ferrara
Gebundene Ausgabe
Eine sehr eigene, im besten Sinne monothematische Sicht auf die Geschichte der Malerei des vergangenen halben Jahrtausends präsentiert uns Lidia Guibert Ferrara in diesem wunderschönen Band - lauter nackte Frauen, die mal mehr, mal weniger aufreizend drapiert in Betten und Wiesen liegen oder sich am Meeresstrand in der Sonne räkeln. Unverhüllte Schönheit versammelt 129 liegende Akte und zeichnet einen äußerst interessanten Querschnitt durch die zurückliegenden Kunstepochen. So sehr sich die eine von der anderen dieser Epochen in Geschmack und Stil auch unterscheidet, das Wunder der weiblichen Schönheit (oder das Bizarre ihres Gegenteils) hat Maler zu allen Zeiten zu Meisterwerken inspiriert. Davon gibt Ferrara ohne viele Worte allein durch die Kraft und die Fülle der Bilder Kunde. Kunsthistorisch ist der weibliche Akt "ein verhältnismäßig neues künstlerisches Thema" schreibt Frances Borzello in seiner recht knappen Einleitung. " Mit Ausnahme der stehenden Liebesgöttin Venus, die ihre Scham dezent mit der Hand bedeckt, zeigten die Griechen kein Interesse am nackten Körper einer Frau, den sie als unproportioniert ansahen und der daher nicht dem Muster der männlichen Perfektion angepasst werden konnte. " Erst die Renaissance hat sich von diesem engen Ideal zu lösen vermocht und also auch hier etwas wirklich Neues geboren. Nur einige der herausragenden Künstler, von denen die Sammlung meist nicht nur ein Beispiel enthält, seien hier aufgeführt, um einen Eindruck von der Qualität der einzelnen, auch im Druck hervorragenden Exponate zu geben: Tizian, Tintoretto, Rubens (natürlich), Velazquez (sehr schön: " Venus und Cupido"), Goya, Manet, Delacroix, Renoir, Cézanne, Gauguin, Schiele, Modigliani, De Chirico, Matisse, Beckmann, Chagall, Magritte, Man Ray, Max Ernst, Picasso. Zwar hätte ein bisschen mehr Erläuterung - der verschiedenen Malstile etwa oder der zeitgeschmacklichen Wahrnehmungsverschiebungen - dem Band vermutlich nicht geschadet. Doch kann man auch nicht sagen, dass man dies wirklich als Mangel empfindet. -Andreas Vierecke
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