Arnold Böcklin: Eine RetrospektiveArnold Böcklin
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" Die Farben sind derart schreiend, daß ich versucht war, mir die Ohren zuzuhalten", so urteilte 1880 spöttisch ein Abgeordneter des Preußischen Landtages über " Die Gefilde der Seeligen" von Arnold Böcklin (1827-1901). Nur zehn Jahre später herrschte jedoch allgemeine Einigkeit darüber, dass Böcklin einer der größten deutschen Maler seiner Zeit sei, und der Kaufpreis seiner Bilder stieg enorm. Dennoch bot sein O Euvre auch nach seinem Tod immer wieder Anlass zur Diskussion. Einige Kritiker sahen in seinem Werk die Verherrlichung von Heldentum und Ich-Vergötzung. Und die Tatsache, dass zwar Künstler, wie Giorgio de Chirico, Max Ernst und Wassily Kandinsky Wassily Kandinsky, zu seinen Bewunderern zählten, aber auch Adolf Hitler mehrere Gemälde von ihm besaß und Böcklins Bild " Toteninsel" (1880) in der Reichskanzlei hing, behinderte jahrzehntelang die vorbehaltlose Rezeption seines Werkes. Die " Toteninsel" zählt heute zu den berühmtesten Arbeiten Böcklins. Zu sehen ist darauf eine vom Mondlicht beleuchtete Felseninsel, auf die sich ein kleiner Kahn zubewegt, der nicht nur den Fährmann und eine weiß verschleierte Person, sondern auch einen Sarg transportiert. Dieses Gemälde, dessen suggestiver Kraft man sich nur schwer entziehen kann, entstand zu einer Zeit, als der einstige romantische Landschaftsmaler Böcklin sich schon verstärkt symbolischen und mythologischen Themen zugewandt hatte. Antike Götter, Fabelwesen und halbmenschliche Gestalten bevölkern viele seiner späten Landschafts- und Meeresbilder. Der vorliegende Band zeigt neunzig der bekanntesten Werke und erschien anlässlich einer Ausstellung in Böcklins Heimatstadt Basel. Jedes Bild wird von einem aufschlussreichen Text mit Informationen zur Werkgenese und Stilentwicklung des Malers begleitet. Elf Beiträge erörtern darüber hinaus eine Vielzahl verschiedener Aspekte im Zusammenhang mit Böcklins Werk, wie die so unterschiedliche Rezeption in Frankreich, Deutschland und der Schweiz oder die Musikalität seiner Bilder. Und dies ist sicher einer der faszinierendsten Aspekte seiner Arbeiten: dass man nämlich beim Betrachten meint, das Dargestellte förmlich zu hören - das Schlagen der Hufe beim Kampf der Kentauren etwa, oder das leise Geräusch der ins ruhige Wasser tauchenden Ruder im Angesicht der totenstillen Insel. -Britta Müller
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