Asien, mein Leben - Die großen Reportagen - Herausgegeben von Angela Terzani und Dieter Wild: Ein SPIEGEL-BuchTiziano Terzani
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Ein Kambodschaner wird hingerichtet, weil er nicht auf eine Zuckerpalme klettern kann. Denn die Roten Khmer halten ihn deshalb für einen Bourgeois. Von diesem Mann erzählte der große Asienkenner Tiziano Terzani. Und damit ließ der italienische Journalist einmal mehr ein exemplarisches Einzelschicksal den Zustand eines ganzen Landes widerspiegeln, in diesem Fall Pol Pots mörderisches Regime. Von den frühen siebziger bis zu den späten neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts berichtete Terzani aus elf Ländern des Mittleren und Fernen Ostens - von Indien über Südostasien bis China inklusive der damaligen Kolonien Hongkong und Macao. Seine im " Spiegel" erschienenen Reportagen waren stets am Puls der Zeit. Die Wochenzeitung " Die Zeit" bezeichnete ihn posthum sogar als einen "der großen Reporter des 20. Jahrhunderts". In Asien, mein Leben tragen Tizianis Ehefrau Angela sowie sein Mentor, Dieter Wild, einen Querschnitt von Texten des 2004 verstorbenen Journalisten zusammen. Wie die von ihm beschriebenen Länder, so wandelte sich auch Terzani. Seine jugendliche Begeisterung für den Sozialismus wich Stück für Stück tiefer Enttäuschung angesichts chinesischer Rotgardisten, die Stupas tibetischer Tempel in Vogelscheuchen verwandelten oder der fehlgeschlagenen Politik der Nordvietnamesen nach ihrem Einmarsch in Saigon. Pol Pots Wahn vom kommunistischen Bauernstaat schließlich schockierte die ganze Welt. Dennoch mochte der umtriebige Reisende die westliche Dominanz genauso wenig als gottgewollt akzeptieren, denn seiner Überzeugung nach hat kein Mensch ein Monopol auf Wahrheit und Werte. Terzanis Reportagen reflektieren die traditionelle Spiritualität, noch mehr jedoch den politischen Wandel der Länder Asiens, in denen der umtriebige Journalist zusammen mit Frau und Kindern lebte. Viele seiner Einschätzungen wirken noch heute überraschend aktuell. Dieses asiatische Lesebuch zeugt von der Weitsicht des Weltbürgers und bewahrt seine Einsichten wie einen wertvollen Schatz. -Herwig Slezak
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