Götter in der Provinz: Eine Untersuchung der Weiheinschriften in der nördlichen Germania superior und der östlichen Gallia Belgica (Pietas)Oliver Schipp
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Das Mainzer Becken ist spätestens seit der Ankunft der Römer ein Schmelztiegel einheimischer und fremder Volksgruppen geworden. Vorrangig militärisch und verkehrspolitisch betrachtet, war die Lage am Rhein und an der Mündung des Mains aber auch klimatisch von so hervorragender Qualität, dass im Zuge der militärischen Eroberung und Sicherung einer der Außengrenzen des Imperium Romanum viel fremdes Volk zuzog und sich mit den Jahrhunderten mit den Einheimischen verband. Neben politischen, wirtschaftlichen und sozialen Neuerungen kamen fremde Religionsvorstellungen an den Rhein, die auf einen bunten und vielfältigen keltischen Götterglauben stießen und mit der Zeit, einmal schnell, das andere Mal behutsam und langsam absorbiert, angepasst oder übernommen wurden. Die Studie widmet sich der Adaption der gegenseitigen Göttervorstellungen und ihrer Ausdruckskraft, die der moderne Betrachter heute entlang des Obergermanisch-Rätischen Limes, den Kastellorten und zivilen Siedlungen, den Legionsstandorten in der Germania superior und der östlichen Gallia Belgica sowie dem rechtsrheinischen Dekumatland und den sinnfällig erhaltenen Weiheinschriften erkennen kann. Neben den staatstragenden römischen Gottheiten ( Iupiter, Minerva, Mars, Merkur u. a. ) finden wir hier keltische Gottheiten, die den römischen Pendants angeglichen wurden. Mit fortschreitender Provinzialisierung und ständigen Truppenverlagerungen kamen vermehrt griechische und kleinasiatisch-orientalische Göttervorstellungen an den Rhein. Mithrasweihungen, die Iupiter Optimus Maximus Dolichenus-Verehrung und der in Mainz um die Jahrtausendwende entdeckte Isis-Serapis-Kult sind hervorragende Zeugnisse einer beweglichen, nicht starren Bevölkerungsgruppe, die es erreichte, einheimische Kulte zu transferieren und sie am neuen Wirkungsort sinnfällig zu platzieren.
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