Ein Staat gegen sein Volk: Das Schwarzbuch des Kommunismus - SowjetunionNicolas Werth
Taschenbuch
Als das Schwarzbuch des Kommunismus 1997 zuerst in Paris und im Folgejahr in Deutschland erschien, da löste es eine ungeheure Debatte über die Vergleichbarkeit der kommunistischen, insbesondere der stalinistischen Staatsverbrechen mit denen der Nationalsozialisten aus. Anlass war das Vorwort des Herausgebers Stéphane Courtois, in dem eine simple Rechnung aufgemacht wurde: " Die Fakten zeigen unwiderleglich, daß die kommunistischen Regime rund hundert Millionen Menschen umgebracht haben, während es im Nazismus rund 25 Millionen waren. " Der Streit ist mittlerweile selbst Gegenstand einer kundigen Dokumentation, die Horst Möller unter dem Titel Der rote Holocaust und die Deutschen. Die Debatte um das " Schwarzbuch des Kommunismus" herausgegeben hat. Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt, und der nun im Taschenbuch vorliegende erste Teil des Schwarzbuchs, der der Sowjetunion gewidmet ist, darf darauf hoffen, unabhängig von der Debatte wahrgenommen zu werden. Jedenfalls hätte der Band eine solche, von überflüssig aufgeladenen Disputen freie, nüchterne Rezeption unbedingt verdient. Nicolas Werth schildert in der klar und folgerichtig gegliederten Abhandlung die Politik der Sowjets vom Oktober 1917 bis zum Ende des Stalinismus. Im Zuge der Öffnung zahlreicher ehemals sowjetischer Archive steht für solcherlei Untersuchungen heute eine enorme Fülle von Quellenmaterial zur Verfügung, das bisher nur im Ansatz gesichtet und kaum bewertet werden konnte. Werth hat hierzu mit der vorliegenden Studie bereits jetzt einen erheblichen Beitrag geleistet! Überzeugend herausgearbeitet hat er vor allen Dingen eines: dass nämlich der Terror gegen die eigene Bevölkerung während des untersuchten Zeitraums ein ganz und gar zentrales Strukturprinzip der Politik- und Sozialgeschichte der Ud S S R gewesen ist, dem unleugbar Abermillionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Absolute Opferzahlen und gegeneinander aufrechnende Vergleiche sind hier dennoch fehl am Platz. Der kommunistische Terror gegen die vermeintlichen " Feinde der Diktatur des Proletariats" ist für sich genommen genauso einmalig wie es zweifellos der barbarisch-bestialische Terror der Nationalsozialisten gegen "das europäische Judentum" ist. -Andreas Vierecke
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