Jugoslawiens Erben: Die neuen Staaten und die Politik des WestensViktor Meier
Taschenbuch
Ende Juni 2001 sind zehn Jahre vergangen, seit die Unabhängigkeitserklärungen von Slowenien und Kroatien den Zerfall Jugoslawiens einleiteten. Über die Ursachen dieses Prozesses wurde damals wie heute viel diskutiert und viel geschrieben. Es lag deshalb nahe, eine Art Bestandsaufnahme vorzunehmen und zu sehen, wie sich die Staaten der Region seither entwickelt haben und mit welchen Problemen sie sich heute auseinandersetzen müssen. < P> Der Verfasser, der die Ereignisse vor zehn Jahren als Südosteuropakorrespondent der < I> F A Z verfolgte, ist noch einmal auf den Balkan gereist, um vor Ort zu beobachten, welchen Weg die Nachfolgestaaten Jugoslawiens genommen haben. Viktor Meier ist überrascht, wie wenig von Jugoslawien übrig geblieben ist. Es gibt keine gesamtjugoslawische Problematik mehr. Jeder Staat, jede Region, auch das Kosovo, ist eine Welt für sich. Zwar versucht man mühsam, einiges von den früheren wirtschaftlichen Bindungen wiederherzustellen, aber alle Versuche, dies zu institutionalisieren oder auf die Politik zu übertragen, stoßen auf Ablehnung. Sogar die Sprache hat keinen gemeinsamen Namen mehr. < P> Der Westen ist für diese Entwicklung mitverantwortlich. Unbeholfen, inkonsequent, kurzsichtig, stellenweise irrational, ja sogar "dümmlich" sei die westliche Jugoslawienpolitik gewesen, und auch das jüngste Vorgehen in Montenegro, Kosovo oder Makedonien zeuge nicht gerade von einem durchdachten Konzept. Die Europäer müssten heute, zehn Jahre nach dem Zerfall Jugoslawiens, endlich zur Kenntnis nehmen, dass dieses Staatsgebilde definitiv der Vergangenheit angehöre und dass dies auch dem Willen der betroffenen Völker entspräche, mahnt Meier. Anderenfalls werde eine friedliche und dauerhafte Lösung wohl kaum zu realisieren sein. < P> Das sind deutliche Worte, und es spricht für die Aufrichtigkeit des Verfassers, dass er sich nicht scheut, sie auszusprechen. < I>-Stephan Fingerle
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