Hieb und StichfestAudio CD
Nur 80er-Jahre revisited, ergo ein cleverer Marketingschachzug in Songs verpackt oder echte, neue, Musik gewordene Jugendwut? Die Antwort vorab: Mia ist beides. Und dennoch ein verdammt gutes Stück Musik. Irgendwie wusste man bei " Alles Neu", der vorab ausgekoppelten Single nicht, ob sich Ideal wieder zusammengefunden hatten oder eine uneheliche Tochter Annette Humpes Punk und N D W nach Hause bringen wollte. Ein toller Song - schräg und dennoch eingängig - nah am Zeitgeist und ganz dicht an der Stadt, aus der ja künftig alle wichtigen Impulse in Sachen Musik kommen sollen: Berlin. Mieze, ihres Zeichens Sängerin, macht im Gegenteil zu Ideal allerdings in zweisprachig: Auf Hieb und Stichfest gibt es englische Textbrocken und dann wieder einen deutschen Refrain. Dann wieder Englisch. Und beides in einem Satz. Kein Mensch weiß, ob es das ist oder die Stimme (siehe " Ekelhaftes Benehmen"), die den Hörer fesselt - oder doch das permanent durchschimmernde Charisma der Frontfrau? Ja ja, Mieze gibt die rockende Rotzgöre ziemlich professionell. Sie ist die " Cool Cat", die ideologiefreie Rächerin der Riot-Girls, die stimmbrüchige Asphaltpoetin: Und das alles in einem Soundgewand, das immer ein bisschen nach Remix klingt, sogar im Original. " Elektropunk" nennt die Band ihren Sound. Und da wäre man schon bei einem weiteren, diesmal kritikwürdigen Punkt: Bei Mia muss man nicht groß Schubladen aufmachen oder Klischees erfinden. Die Band liefert alles: " Elektropunk", Berlin, Rock. Das sind die Eckpfeiler im perfekt durchgestylten Mia-Mikrokosmos. Irgendwie zu durchgestylt. Klingt gut, hat aber einen komischen Nachgeschmack. Wer sich nicht vorwerfen lassen will, beim großen Hype nicht dabeigewesen zu sein, sollte trotzdem zuschlagen. Und alle, die auf coole Mucke stehen, ohnehin. < I>-Richard Goerlich
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