Rossini: Petite Messe SolennelleAudio CD
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Gioacchino Rossinis < I> Petite Messe solennelle nicht nur eines der kuriosesten, sondern vor allem auch eines der schönsten Werke seiner Epoche ist. Rossinis mit schalkhafter Besorgnis geäußerter Zweifel an der " Heiligkeit" des Werkes offenbart ein gehöriges Maß an Ironie bezüglich der kirchenmusikalischen Elaborate seiner Zeit, namentlich aus der Feder der einschlägigen Opernkomponisten. In genialer Weise vereint der schon über 70-jährige Maestro denn auch die ausladende Kantilenen-Kunst des Opernstils mit polyphonen Elementen aus der Kirchenmusik der Vokalpolyphonie und stellt alles zusammen auf eine instrumentale Basis aus zwei Flügeln und einem Harmonium. < P> Marcus Creed und der R I A S-Kammerchor nähern sich dem Werk mit sportlichen Tempi und einem wohl aus den Erfahrungen mit historischer Aufführungspraxis gespeisten Duktus, der zu Beginn der Messe eine gewisse Ruppigkeit des Instrumentalparts bewirkt; ferner übt sich der eigentlich sehr homogen und klangschön singende Chor zunächst in allzu großer dynamischer Zurückhaltung, was wenigstens dem opernhaften Anteil des Stücks zuwiderläuft. So fühlt man sich anfangs eher zu Wolfgang Sawallischs Einspielung des Stücks von 1972 hingezogen. Sawallisch hielt sich übrigens auch genauer an Rossinis Vorschrift, der Chor sei nur als Doppelquartett zu besetzen, während Creed ein viel größeres Ensemble einsetzt. < P> Erst mit einem gewissen Verzögerungseffekt lernt man dann die vorliegende Aufnahme wirklich schätzen: In der Tenorarie " Domine Deus" bewährt sich der Solist Steve Davislim in puncto Stilgefühl weitaus besser als einst der recht bieder klingende Peter Schreier. ( Umgekehrt verhält es sich allerdings mit dem Alt-Solo: Die charakteristische Prägung durch die junge Brigitte Fassbaender in Sawallischs Aufnahme übertrifft Birgit Remmerts Verwirklichung dieser Partie). Die Schlussfuge des Gloria schließlich gewinnt in der Neuaufnahme durch das rasche Tempo und das federleichte Instrumentalspiel sehr an Durchsichtigkeit und Eleganz: Rossini unterlegt die klassische Chorfuge effektvoll mit einer streckenweise nach Alberti-Bässen klingenden instrumentalen Schicht. Spätestens hier findet auch der Chor zu einer etwas extravertierteren Singweise. So ist diese Neuaufnahme, in der übrigens historische Instrumente aus dem 19. Jahrhundert Verwendung finden, mit kleinen Abstrichen insgesamt sehr zu begrüßen, ohne dass die hervorragende alte Sawallisch-Version dadurch an Wert verliert. < I>-Michael Wersin
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