Requiem / TrauermarschAudio CD
Zwischen den spektakulären Totenmessen von Mozart und Verdi führt das < I> Requiem c-Moll von Luigi Cherubini im heutigen Konzertleben ein recht zurückgezogenes Dasein. Dabei erfreuten sich das 1816 zum Tode des hingerichteten Königs Ludwig der X V I. komponierte Werk und sein Schöpfer einst höchster Anerkennung und Bewunderung, sieht man einmal von Cherubinis unglücklichen Differenzen mit Napoleon ab: Kein Geringerer als Ludwig van Beethoven, zu dessen Beerdigung im Jahre 1827 das vorliegende Requiem erklang, gehörte zu den glühenden Verehrern des 1760 in Florenz geborenen Meisters. < P> Möglicherweise ist es der Verzicht Cherubinis auf Vokalsolisten, der sein Requiem auf den ersten Blick weniger attraktiv erscheinen lässt; sind es doch im Fall von Mozart und vor allem von Verdi die sängerischen Einzelleistungen, die einen großen Teil der Vielfältigkeit und des interpretatorischen Reizes ausmachen. Allerdings entschädigt Cherubini durch die beeindruckende musikalische Geschlossenheit, mit der sich etwa die lange Sequenz " Dies irae, dies illa", gewöhnlich in mehrere Einzelsätze zerlegt, aus einem Guß stringent entwickelt. Wunderschöne Unisono-Kantilenen der einzelnen Chorstimmen ersetzen hier die Soli. < P> Am Beginn des Werkes steht ein ganz demütiger, an den Psalm " De profundis clamavi ad te, Domine" erinnernder Introitus, der direkt in das Kyrie mit seiner ebenso ergreifend vorgetragenen Bitte um Erbarmen übergeht. Erst gegen Schluss steigert sich das Gebet zu einem sehnsüchtigen Höhepunkt. Dem gegenüber erstaunt den Hörer das finale " Agnus Dei", den liturgischen Gegebenheiten gemäß direkt mit der Communio " Lux aeterna" verbunden, mit seiner dreimaligen Aufschrei artigen Anrufung des Lammes. Die jeweils anschließende Bitte um ewige Ruhe fällt dann wieder ganz ins Piano zurück. < P> Diego Fasolis und seine bewährten Ensembles der " Radio Svizzera Italiana", im chorischen Bereich hier verstärkt durch den " Gruppo Vocale Cantemus", nehmen sich der bewegenden Musik mit gewohnter Könnerschaft und Präzision an. Einzig bei offen liegenden Stellen fällt die eine oder andere Chorstimme bisweilen durch leichte Intonationstrübungen auf. Angenehm ist hingegen die Vibrato arme, gut mit den Instrumenten verschmelzende Singweise des Chores und sein warmer, fließender Tuttiklang. < P> Das Requiem wird sinnvoll ergänzt durch den 1820 entstandenen " Marche funèbre", eine aufrüttelnde, mit sparsamen Mitteln genial komponierte Trauermusik. < I> Michael Wersin
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