In TokyoAudio CD
Brasilien kennt jede Menge Musiker, die berühmter, kommerziell erfolgreicher und vor allem deutlich lauter sind. Doch wird keinem Künstler mehr Verehrung entgegen gebracht, als João Gilberto. Er zählt zu den wenigen Persönlichkeiten, die mit Fug und Recht als lebende Legende bezeichnet werden. In den 50er-Jahren reduzierte er den Samba auf seine Essenz: Gesang und Gitarre. Damit initiierte der Bohemien die Bossa Nova, einen neuen Stil, der von der Copacabana bald um die Welt ging. In seiner langen Karriere ließ sich der musikalische Leisetreter zu keinerlei kommerziellen Zugeständnissen bewegen. So dauerte es fast fünfzig Jahre, bis er für eine Hand voll Konzerte nach Japan reiste, wo das Publikum brasilianische Musik besonders heiß und innig verehrt. Aufgenommen im September 2003 enthält In Tokyo Klassiker wie " Wave" und " Corcovado" aus der Feder von Tom Jobim. Doch es überwiegen weniger bekannte Nummern wie " Acontece Que Eu Sou Baiano". Der Opener aus der Feder von Dorival Caymmi ist ein klares Bekenntnis zu Joãos Wurzeln im Nordosten des Tropenlandes. In " Pra Que Discutir Com Madame? " verteidigt der 1931 geborene Musiker aus Juazeiro den afrobrasilianischen Karnevals-Samba gegen die Dünkel der Oberschicht. Und in " Preconceito" schlägt sich Gilberto auf die Seite der Farbigen als Opfer des latenten Rassismus in Südamerika. Vieles hat sich in Brasilien heute zum Besseren gewendet. Doch mit dieser scheinbar so harmlosen Songfolge erinnert der Musikpionier an den Kampf, den er und seine Mitstreiter einst ausfochten, um dem " Neuen Beat" den ihm zustehenden Respekt zu verschaffen. < I>-Wolfgang Zwack
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