Rubinstein Collection Vol. 80: Recital for Israel 1975Audio CD
Im Jahr vor der Beendigung seiner öffentlichen Auftritte gab der schon fast erblindete, 86-jährige Arthur Rubinstein 1975 in Pasadena/ Kalifornien ein Wohltätigkeitskonzert für das internationale Jugendzentrum in Jerusalem, das ihm wohl sehr am Herzen gelegen haben muss. Es grenzt an ein Wunder, dass dieser alte Mann noch mit einer Klarheit und Vitalität Klavier spielt, die manch Jüngerem nicht mehr zueigen ist. Ein bewegendes Erlebnis muss es gewesen sein, diesen musikalisch durch und durch weisen Herrn zu erleben, der noch Chopin kennen gelernt haben könnte, wenn dieser ebenso alt geworden wäre: ein pianistisches Jahrhundert ging damals seinem Ende zu. < P> Rubinstein schonte sich nicht; er wählte ein großes romantisches Klavierrepertoire. Nicht alles gelingt ihm mehr makellos. Aber dies betrifft fast nie seine überlegene Interpretationskunst und souveräne Technik, die er sich frei von manierierten Tricks und Angewohnheiten bewahrt hat. Freilich könnte der Kopfsatz der Appassionata konziser durchgeformt werden. Beethovens Sonate ist halt kein romantisches Klangwerk, wie zum Beispiel Chopins Scherzo in cis-Moll, dessen aufwühlendes Kopfthema Rubinstein in gestochen rhythmischer Präzision vorführt, das Seitenthema aber über die Tongirlanden hinweg breit atmen lässt. Auch das äußerst wache und überzeugt vorwärts strebende Prélude Debussys ist ein Beleg für Rubinsteins klare Auffassung noch im gesegneten Alter. < I>-Adalbert J. Osterried
|