Das geheimnisvolle Serum
Fantasy Abenteuer-Roman von Janis Purucker
Angefangen 1993 im Alter von 10 Jahren, fertiggestellt am 13.Mai 1995 mit 12 Jahren
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Kapitel 12
Wir können uns gerade noch hinter einem großen Mauervorsprung verstecken, als
wir jetzt hören, wie bestimmt 20 Füße oder mehr den Saal betreten. Wir wagen
nicht zu atmen! Plötzlich fällt mir das Buch ein, ich denke: "Wenn er es
findet, ist alles aus! Er würde uns finden, ja, aber das Schlimmste wäre, wenn
er das Buch behalten würde! Was würden wir dann nur machen?"
Noch während ich das denke, sehen wir, wie zwei Wächter zum Pharao gelaufen
kommen und ihm auf Ägyptisch etwas zu berichten scheinen. Dazu zeigen sie
dauernd in eine Richtung. Plötzlich setzt sich der Pharao in Bewegung und
steuert genau auf diese Richtung zu. Jetzt können wir ihn nicht mehr sehen.
Doch kurz darauf hören wir einen erstaunten Ausruf! Jetzt kommt der Pharao
wieder zum Vorschein und in seinen Händen hält er: DAS BUCH!
Fast hätte ich geschrien! Aber ich kann mich in letzter Sekunde zurückhalten.
Jetzt schlägt er es auf. Er blättert und blättert, doch dann weiten sich seine
Augen und wir hören wieder einen erstaunten Ausruf. Doch dann glauben wir
wirklich, unseren Ohren nicht trauen zu können! Auf einmal redet der Pharao in
unserer Sprache! Aber es scheint für ihn ganz normal zu sein!
Er sagt gerade zu einem Wächter: "Das sind Hieroglyphen aus der Zeit Chefrens!"
Er sieht sich um. Dann redet er weiter: "Durchsucht den Saal! Hier muss jemand
sein!"
Sofort strömen die Wächter nach allen Seiten aus. Ein kleiner Trupp kommt genau
auf unser Versteck zu! Sie kommen immer näher und näher... Was sollen wir nur
tun? Plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: "Die Brechstange!" Ich
nehme
alle meine Kraft zusammen, nehme die Brechstange und als die Wächter ganz nahe
sind, versuche ich, einem Wächter so richtig eins überzubraten - doch! Die
Stange ist so schwer! Ich lasse sie früher fallen und sie landet genau vor den
Füßen der Wächter! Die sind im ersten Moment natürlich sehr erschrocken, doch
dann suchen sie nach dem Grund! Jetzt erst bemerken sie den Mauervorsprung.
Jetzt haben sie uns entdeckt!
Ich gerate in Panik, ich schreie wild um mich: "Neeeiinn! Lassen sie uns in
Ruuhe! Und geben sie uns das Buch wieder!"
Der Pharao dreht sich ruckartig um. Erst jetzt sehe ich seine wundervollen
Augen und seine überaus starke Schönheit! Er ist ungefähr Mitte dreißig. Jetzt
kann ich mir endlich vorstellen, was der Ausdruck: "königlich" bedeutet! Doch
trotzdem übersteigt meine Angst jetzt die Wut: "Äh, ich meine, wenn Ssie sso
freundlich wwären, uuns das BBuch wiederzzuggeben?"
Der Pharao mustert zuerst mich, dann Chris.
Schließlich fragt er, ruhig und irgendwie befehlsgewohnt: "Wer seid ihr? Und
was wollt ihr hier in meinem Reich und in der zukünftigen Ruhestätte meiner
Urväter?"
Wir schauen uns ängstlich an. Doch dann fasst sich Chris ein Herz und fängt an:
"Tja, äh, wwir sind nicht absichtlich hier, ich meine, äh, das ist schwer zu
erklären, wir..." er stockt.
Doch nun rede ich weiter: "Also, hören Sie: Wir sind äh, Reisende. Und wir sind
sozusagen auf der Flucht vor jemandem." lüge ich drauf los.
Chris schaut mich fragend an, erwidert aber nichts.
Da fragt mich der Pharao weiter: "Und vor wem seid ihr auf der Flucht? Und
woher kommt ihr?"
"Naja, also wir, sind auf der Flucht vor..." , mir schießt eine Erinnerung aus
dem Geschichtsunterricht in der High-School durch den Kopf: dass Ramses II. die
Hethiter geschlagen hat! "den Hethitern!" setze ich nach. Und bevor der Pharao
wieder etwas sagen kann, erkläre ich: "Und wir kommen aus einem Land, das Ihr
bestimmt nicht kennt!" Und ich buchstabiere langsam und deutlich: "AMERIKA!"
"Amäriga? Was ist das für ein Land? Und von wem wird es regiert?"
"Es ist das Land, das jenseits des großen Meeres, des Atlantiks, liegt. Und
regiert... Wird es sozusagen von einem König, den das Volk sich erwählt! Zur
Zeit ist es Präsident Clinton!"
"Klintn? Ich kenne weder den Namen des Landes, noch den des Königs! Doch lasst
es gut sein, ich will euch glauben. Auch ich hasse die Hethiter. Eines Tages
werde ich sie im Kampfe schlagen! Das schwöre ich! Doch nun wieder zu euch: Was
wolltet ihr hier in der Ruhestätte meiner Väter?"
Ich überlege kurz und sage dann stotternd: "Naja, also, wir, wir waren gerade
auf der Durchreise durch die Wüste. Da kamen wir hier vorbei. Wir wollten gar
nicht reingehen, aber plötzlich kam ein Trupp Hethiter auf Kamelen angeritten,
und wir hatten Angst, dass sie uns sehen und dann gefangennehmen. Deshalb sind
wir schnell hier herein gelaufen, um uns zu verstecken! Doch wir waren zu tief
hinein gelaufen, und fanden nicht mehr heraus! Wir irrten lange herum, bis wir
schließlich hier angekommen waren. Da dachten wir, wenn der Pharao käme, würde
er uns wieder hinaushelfen. Wir haben uns bloß am Anfang versteckt, weil wir
dachten, äh, dass die Hethiter uns gesehen hätten und uns gefolgt wären! Bitte
entschuldigen Sie, dass
wir hier, in dieses heilige Gebäude, eingedrungen sind. Das wollten wir
wirklich nicht!"
Der Pharao schaut uns an, dann lacht er auf einmal! "Nun ja, wenn ihr in
friedlichen Absichten gekommen seid, dann seid ihr bei uns herzlich willkommen!
Wir sind kein Volk wie die Hethiter, das dauernd nur Krieg führt. Ich meine, ab
und zu, muss man schon einmal ein Land erobern, aber nicht jeden Tag! Und wenn,
dann verteidigen wir uns nur gegen die, die uns angreifen! Doch bis jetzt hat
uns noch niemand besiegt!"
Der Pharao lächelt stolz. "Doch, was soll diese Stange?"
Ich erschrecke, lasse mir es aber nicht anmerken. "Äh, ddas ist, äh, eein
Wanderstecken. Sie wissen schon, äh, damit kann man zum Beispiel auch besser
über die Sanddünen der Wüste laufen. Und verteidigen kann man sich damit auch!"
Das scheint dem Pharao einzuleuchten. "Nun gut, ihr dürft sie behalten. Doch
was gedenkt ihr jetzt zu tun?"
Diese Frage habe ich mir jetzt auch schon zehnmal in Gedanken gestellt! "Tja,
äh, weiterreisen?!"
Der Pharao nickt langsam. Dann fragt er: "Wohin wollt ihr denn eigentlich?"
Ich zermartere mir das Hirn nach einer glaubwürdigen Antwort. Chris macht es
sich mal wieder leicht, er sagt gar nichts dazu! Nach einer Weile sage ich:
"Naja äh, das ist so: Unser König hat uns nach, äh, Nubien geschickt, um dort,
äh, zu fragen, ob die Nubier, äh, uns gegen die Russen, (die uns bedrohen)
helfen würden."
"Nubien? Ja, das kenne ich! Ich meine, wir haben noch nie miteinander zutun
gehabt, aber ich kenne es. Es ist ein schönes Land!" Der Pharao denkt nach,
dann sagt er: "Jetzt nur noch eine Frage: Wie habt ihr es bis hier geschafft,
ohne vor Erschöpfung umzufallen, oder ohne dass ihr von anderen Völkern
gefangengenommen wurdet? Und überhaupt habt ihr kein Essen, und auch kein
Wasser bei euch! Wie ist das alles nur möglich? Außerdem seid ihr noch jung!"
Jetzt kommt es mir erst: Wir hatten die ganze Zeit lang keinen Durst und auch
keinen Hunger! Doch ich darf nicht lange überlegen, denn sonst wird es
auffällig. Ich sage, so ruhig wie möglich, klingend: "Tja, was die Erschöpfung
anbetrifft: Wir sind eben, äh, einfach stark. Wir lassen uns nicht so einfach
unterkriegen! Mit den vielen Völkern hatten wir eben, äh, Glück! Und wegen dem
Essen und dem Wasser: äh, wwir, wir hatten am Anfang unserer Reise natürlich
viel dabei, doch wir wussten eben nicht, wie weit und trotzdem sehr anstrengend
unsere Reise werden würde! Unsere letzten Vorräte gingen uns ungefähr vor zwei
Stunden aus! Wir hofften eben, dass Ihr so gastfreundlich seid und uns etwas
gebt! Und jung? BBei unserem Volk ist das sozusagen eine Reifeprüfung, der sich
jeder in unserem Alter unterziehen muss, um in den Kreis der Alten und der
Wähler, die ja unseren König wählen, aufgenommen zu werden, und um später
vielleicht sogar zum König gewählt zu werden! Unser Volk muss eben hart sein!"
Als ich meine Rede beendet habe, schaut mich nicht nur der Pharao komisch an,
sondern auch alle anderen! Ich versuche, etwas beleidigt zu klingen, als ich
kurz darauf, ihren Blicken zuwider, frage: "Glauben Sie mir etwa nicht?!"
Der Pharao sagt entschuldigend, und respektvoll: "Naja, es ist bloß, dass wir
von solch einem starken Volk noch nie gehört haben! Doch, ich will euch
glauben. Natürlich bekommt ihr Nahrungsmittel mit auf den Weg und auch ein
Nachtlager, damit ihr euch ausruhen, und am nächsten Tag dann wieder ausgeruht
zum letzten Teil eurer Reise starten könnt. Jetzt bringen wir euch erst mal
hier heraus."
Ich atme erleichtert durch. Ich kann einfach nicht glauben, dass er mir die
Geschichte abgenommen hat! Sind die in der Vergangenheit alle so blöd gewesen?
Jedenfalls lächle ich jetzt mein süßestes Lächeln. Der Pharao sieht es und
verbeißt sich nur knapp das Lachen! Das ärgert mich irgendwie ein bisschen.
Dennoch sage ich jetzt : "Vielen Dank!"
Dann dreht der Pharao sich um und ruft zu seinen Wächtern: "Geht voraus und
führt uns, auch ohne meine Hilfe, sicher heraus. Ihr kennt ja den Weg. Ich
möchte hinten bei unseren zwei Freunden mitgehen, und noch etwas mit ihnen
reden." Er dreht sich wieder um. "Es macht euch doch nichts aus?" fragt er uns.
"Äh, nein nein! Es ist uns eine große Ehre!"
Der Pharao schreitet majestätisch ans Ende des Zuges, zu uns. Sofort setzen
sich die vorderen Wächter in Bewegung, und bald sind wir wieder in dem langen
Gängengewirr der Pyramide, in dem sich die Wächter aber sehr gut auszukennen
scheinen. Plötzlich habe ich Angst, denn was will uns denn der Pharao sagen? Es
muss etwas ganz persönliches sein, denn sonst würde er es ja vor den Wächtern
sagen! Nach einiger Zeit beginnt er vorsichtig: "Was ich noch ganz nebenbei
fragen wollte, bist du, ich meine, wie heißt ihr eigentlich?"
Ich stelle uns höflich vor: "Also, das ist Chris," ich deute mit dem Finger auf
ihn, "und ich bin Laura."
"Ah, also, Laura, eine Frage: Bist du eigentlich schon versprochen?"
Ich schaue ihn erschreckt an. Seine Worte hallen mir in den Ohren. Mein Kopf
dreht sich. Chris steht starr und steif. Ich stottere: "WWWas?! IIch? Ich, ja,
nein, ich meine, ich," ich stocke.
Ich merke, wie Chris feuerrot im Gesicht wird. Ich weiß aber nicht, ob es vor
Angst oder vor Wut ist. Mir fällt nichts mehr ein.
Plötzlich stottert Chris: "VVersprochen? DDas ist so..."
Der Pharao unterbricht ihn: "Aha, also doch! Wem denn? Vielleicht eurem König,
den das Volk wählt? Ha! Da habe ich an Reichtum und Land viel mehr zu bieten!
Wenn es darum geht?!"
Ich antworte zaghaft: "NNein, aber, ich meine, bbei uns ist das nicht so, dass
der König, oder ein Mann, also, dass er sich einfach eine Frau aussuchen kann!
Bei uns muss auch die Frau einverstanden sein!"
Der Pharao schaut uns erstaunt an. "WAS?" Er schüttelt unglaubwürdig den Kopf.
"Das ist ja ein komischer Brauch! Aber, du bist jetzt in Ägypten! Und
außerdem... Außerdem würdest du nicht unter meine 56 Frauen am Hofe kommen! Du
würdest an meiner Seite Königin werden! Und außerdem... Warum rede ich
eigentlich von WÜRDEST?! Du wirst es werden! Wache! Wenn wir draußen angekommen
sind, dann bringt bitte meine zukünftige Königin " , er zeigt tatsächlich auf
mich, "sofort in das zweitschönste Zimmer im Palast! Sie soll sich etwas
ausruhen, bis morgen zur Krönungszeremonie!"
Als er sich umdreht und mich siegreich anlächelt, starre ich ihn an und schreie
plötzlich drauf los: "Aber du hast nicht das Recht dazu!"
"In meinem Land schon." antwortet er außergewöhnlich ruhig und gelassen.
Ich gerate in Panik und will davonrennen, doch die Wachen halten mich auf! Ich
schreie tobe, schlage wild um mich und gleichzeitig suche ich mit meinen Augen
nach Chris. "CHRIIIIIS! WO BIST DU?! HILF MIIIIIR!" Ich renne wild umher, mir
wird schwarz vor den Augen! Bevor ich umkippe schreie ich noch:
"NEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!" Dann umfängt mich die Dunkelheit.
Übereinstimmungen mit wahren Handlungen oder lebenden Personen ist unbeabsichtigt, rein zufällig und auch extrem unwahrscheinlich!