Das geheimnisvolle Serum
Fantasy Abenteuer-Roman von Janis Purucker
Angefangen 1993 im Alter von 10 Jahren, fertiggestellt am 13.Mai 1995 mit 12 Jahren
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Kapitel 13
Als ich nach geraumer Zeit die Augen wieder aufschlage, sehe ich über mir das
Gestell des großen Himmelbettes, in dem ich liege. Ich setze mich auf und reibe
mir die Augen. Ich weiß im Moment gar nicht wo ich bin.
Plötzlich fragt eine Stimme: "Soll ich Ihnen eine Schüssel mit Wasser bringen,
Frau Königin Laura?"
Jetzt erwache ich erst richtig. "WWie Bitte? Könnten Sie das nochmal
wiederholen?" frage ich ungläubig.
"Gerne, Frau Königin. Ich habe gesagt: "
Ich unterbreche sie jäh: "Danke, ja, ob Sie mir eine Schüssel mit Wasser
bringen könnten."
Die Frau schaut mich verblüfft an. "Wenn Sie es wissen, warum fragen Sie dann?
Sie sind wohl noch sehr verwirrt und noch nicht richtig wach! Deswegen fragte
ich ja, ob Sie eine Schüssel mit Wasser wollen?"
Das dumme Gequatsche geht mir irgendwie auf die Nerven. "Nein, Danke!" sage ich
etwas verstimmt. "Ich wollte doch nur wissen, ob ich mich nicht verhört habe,
als Sie mich Frau Königin nannten!"
"Wieso verhört, Frau Königin? Sie sind doch die zukünftige, höchste Königin von
Ramses dem Großen, unserem wunderbaren Herrscher! Sagen Sie bloß, Sie wissen es
nicht, Frau Königin!?"
Ich seufze. "Doch, irgendwie erinnere ich mich, dass er so etwas gesagt hat."
Sie schaut mich wieder erstaunt an, sagt aber nichts.
"Und wenn Sie bitte mit diesem Frau Königin-Quatsch aufhören würden! Erstens
möchte ich Laura genannt werden und zweitens bin ich es doch noch gar nicht!"
Und in Gedanken füge ich noch hinzu: "Und werde es auch nie sein!!"
Die Frau, die wahrscheinlich meine Dienerin sein soll, holt tief Luft. "Na,
wenn Sie es wünschen, Frau... Äh, Laura..."
Ich seufze abermals. Plötzlich fällt mir etwas ein, ich schrecke hoch und
brause sie an: "Heh! Wo ist eigentlich Chris?"
Die Frau erschrickt. "Was? Wer? Ich kenne keinen Kris!"
"Ach ja?" fahre ich sie wieder an, "Sie kennen ihn nicht? Wenn Sie mir nicht
sofort sagen, wo er ist und was sie mit ihm gemacht haben, dann werden Sie
meine Kampfkünste in Judo kennenlernen!! Ich habe keine Angst vor Ihnen!"
Die Frau bekommt große Augen und schluckt trocken, bevor sie sagt: "Naja, also,
äh, da wwo Sie es sagen, ihren Freund haben sie weggebracht!"
"Wohin?"
"Äh, ich weiß nicht!" beteuert die Frau.
Ich schaue sie mordrünstig an. Sofort redet sie wieder: "Äh, naja, äh, ich
würde sagen: Entweder sie haben ihn rausgeworfen, oder..."
"Oder was?!"
"Naja, oder sie haben ihn... in den Kerker geworfen."
"Was?! In den Kerker? Wissen Sie das genau?"
"Nein, wie gesagt, sie könnten ihn auch hinausgeworfen haben..."
Ich knurre vor Wut. "Okay, jetzt sagen Sie endlich wohin sie ihn wirklich
GEWORFEN haben!!"
Die Frau schluckt wieder. "Äh, naja, normalerweise werfen sie andere immer,
wenigstens für eine Zeit lang, in den Kerker! Ich weiß aber nicht, wie es bei
ihm..."
Ich unterbreche sie: "Gut! Wo ist dieser Kerker?"
"Äh, ddas ddarf ich nicht sagen!!" Ich packe sie am Schlawittchen.
"Doch, das dürfen Sie schon, weil ich, die liebe Frau Königin Laura es Ihnen
befehle!!!" schreie ich sie an.
Die Frau zittert am ganzen Körper. "NNaja, aalso, wenn Ssie es sind, ddann...Er
ist im Keller, sozusagen..."
Ich schnaufe wütend. "Okay, Sie führen mich da sofort hin! Und damit das klar
ist: DAS IST EIN BEFEHL!" ordne ich strikt an.
"AAber, ddas geht nicht, wenn sie uns erwischen, dann bin ich dran! Die Wachen
wissen nämlich, dass Sie nicht gerade einverstanden sind mit der Heirat! Deshalb
stehen sie an jedem Gang! Da kommen wir nicht vorbei, ohne gesehen zu werden!"
Ich lasse sie ruckartig los. "Dann haben Sie also auch die ganze Zeit gewusst,
wer ich bin und dass ich aus Phi... Äh, ich meine, aus Amerika komme?!"
"Ja, weil mir der Pharao befohlen hat, dass ich so tun soll, als ob ich von
nichts weiß! Damit Sie sich besser umgewöhnen können, hat er gesagt!"
Ich nicke fast unmerklich. Dann sage ich: "Wenn ich den nur in meine Finger
bekommen könnte und wenn ich ein bisschen stärker wäre, würde ich ihn so, SO,
sage ich ihnen! Ich sage zwar nicht was ich mit ihm machen würde, aber ich
versichere Ihnen: Danach könnte er sich nie mehr auf seinen kleinen Thron
setzen! Das wäre aus!"
"Aber Sie müssen ihn verstehen, in seinem Land ist das eben nun mal so...!"
"Ja, ja, nehmen Sie ihn nur in Schutz!" sage ich jetzt ärgerlich, doch schon
etwas besänftigter. "Aber ich muss zu Chris und ihn befreien! Haben Sie nicht
irgendwo etwas zum Verkleiden?"
"Nein, da wüsste ich wirklich nichts!"
Ich seufze. "Dann besorgen Sie mir wenigstens so ein langes Ägyptergewand, wo
man sein Gesicht darunter verstecken kann! So etwas wird es doch wohl hier
geben?!"
"Ein Wüstengewand? Schon, aber..."
"LOS JETZT!" schreie ich. Dann später, etwas ruhiger: "Wo gibt es denn das
überhaupt?"
"In den vielen Ankleidungszimmern! IIch gehe schnell eines holen!"
Die Frau will sofort gehen, doch ich halte sie zurück. "Ja, ja, damit Sie es
dem Pharao melden, und er mich bestraft! So dumm bin ich nicht! Gibt es nicht
gleich hier in der Nähe ein solches Ankleidungszimmer?"
"Naja, also..."
Ich seufze. "HABEN SIE DENN IMMER NOCH NICHT GESCHNALLT, dass SIE MEINE FRAGEN
BEANTWORTEN SOLLTEN?"
Die Frau sagt vorsichtig: "Naja, gut, es gibt gleich eines neben ihrem Zimmer!"
"Wunderbar! Da kann ich Sie ja durch die Tür beobachten! Und wehe, Sie machen
irgendwelche Faxen, oder Anstalten, davonzulaufen! Ich kriege Sie, und wenn ich
Sie habe, dann verprügele ich Sie so, dass Sie eine Woche lang nicht mehr sitzen
können!!"
Die Frau sagt stotternd: "Ja, ja, iich gehe ja schon!" Und sie betätigt langsam
die Türklinke. "Keine Wachen in diesem Saal! Wahrscheinlich, damit sie Sie
durch ihre Gespräche nicht stören!"
Bevor ich hinaustrete, sehe ich mich erst noch einmal um, weil ich ihr nicht so
richtig trauen kann. Dann trete ich beruhigt hinaus. Sie läuft voraus, zu einer
einzelnen Tür, die wirklich nur ein kleines Stück von meinem Zimmer entfernt
liegt! Dann geht sie leise hinein. Ich folge ihr und mache, als wir drin sind,
die Tür leise hinter mir zu.
"Wow!" sage ich ich, "da sind ja echt viele Klamotten! Schauen Sie mal, meinen
Sie, dass diese den Wächtern nicht besonders auffallen?" Ich halte ein
Kleidungsstück hoch. Die Frau dreht sich um und sagt: "Ja, genau das ist das
übliche Gewand für die normalen Bürger! Das fällt ihnen sicher nicht auf! Wenn
es Sie nur richtig gut verhüllt!"
Ich versuche, es mir überzuziehen, doch beim ersten Mal klappt es nicht. Nach
ungefähr zehn Minuten schaffe ich es, mit Hilfe der Frau, anzuziehen. Und - es
sitzt wirklich perfekt, finde ich. Natürlich ist es ein bisschen zu groß, aber
das ist ja gerade das Gute, weil man sich darunter super verstecken kann!
Auch die Frau meint: "Ja, man sieht wirklich nicht, ob es Sie sind, oder ob es
nur ein ganz normaler Bürger (die oft hierherkommen, wegen einer Audienz beim
König) ist! Manchmal fragen sie mich auch, wo zum Beispiel der Thronsaal ist,
oder so! Dann muss ich sie auch immer herumführen! Das müßten die Wächter
langsam gewöhnt sein!"
Ich sehe die Frau auf einmal erstaunt an. "Hey! Sie sind ja auf einmal so
freundlich!?" Die Frau atmet tief durch. "Naja, weil ich ja ihre Geschichte
kenne! Und wenn ich an ihrer Stelle wäre, hätte und würde ich mich
wahrscheinlich auch so verhalten, wie Sie und auch das Gleiche tun!"
Ich lächle. Dann sage ich: "Danke!"
Die Frau lächelt zurück. "Und entschuldigen Sie, dass ich vorhin so aufgebracht
war. Ich war eben total genervt..."
"Ich verstehe Sie. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen!"
Jetzt meine ich: "Also, ich würde vorschlagen, dass wir mit diesem dauernden
Sie-Gerede aufhören! Wir sind doch jetzt so etwas wie Verbündete, da können wir
uns doch duzen!"
"Gerne!" sagt sie. "Wie heißen, äh, ich meine, wie heißt du eigentlich?"
"Reni!"
"Reni? Das ist doch ein ausländischer Name!"
"Ja, das stimmt. Ich bin hier auch nicht geboren!"
"Wo denn?"
"In Sudanien!"
"Aber du bist doch gar nicht schwarz, nur etwas braun...!?"
"Ja, das kommt daher, weil mein Vater ein Ägypter war, meine Mutter aber
Sudanierin!"
"Wirklich? Aber wie bist du dann hierhergekommen? Und warum bist du eine
Dienerin?"
"Tja, das war so: Mein Vater starb, als ich fünf Jahre alt war. Und meine
Mutter, die musste ja zur Beerdigung kommen. Da mein Vater aber in Ägypten
beerdigt werden sollte (weil er ja hier geboren worden war), musste sie mit mir
hierher reisen! Und das merkte natürlich der Pharao! Wir waren Sudanier, also
Fremde in seinem Land! Und weil er gerade eine Pyramide erbauen wollte,
brauchte er natürlich viele Sklaven! Da holte er uns einfach zu sich auf den
Hof. Meine Mutter war groß und stärker als ich, sie musste mit an der Pyramide
arbeiten. Ich war natürlich noch zu klein, deshalb zog mich eine andere Frau
auf. Als ich acht war, starb auch meine Mutter, wahrscheinlich an Erschöpfung.
Und als dann die Zeit gekommen war, dass ich mitarbeiten müsste, da stellte ich
mich so ungeschickt an beim Bauen, dass sie mich zur Dienerin machten! Tja, das
ist meine Geschichte!"
Als sie geendet hat, sehe ich sie mitleidig an. Dann nicke ich leicht mit dem
Kopf. "Es tut mir wirklich leid für dich! Es muss schrecklich sein, ohne Eltern,
nur mit einer Ersatzmutter aufzuwachsen! Und schon gleich hier!"
Reni hebt die Schultern. Dann sagt sie: "Tja, aber jetzt müssen wir
weitermachen, sonst kommt am Ende noch jemand herein!"
Also richte ich mein Gewand zurecht, so dass ich wirklich nicht mehr zu erkennen
bin, wie Reni sagt. Dann öffnet sie langsam die Tür. Auch jetzt ist der Gang
leer. Ab und zu hört man leise Gespräche aus den Türen. Wir huschen an den
Türen vorbei, hinunter in den zweiten Stock. Da stehen Wachen! Ich gebe mir
Mühe, nicht zu zittern anzufangen, als wir an ihnen vorbeimüssen.
Reni grüßt sie und sagt: "Das ist wieder einer, der eine Audienz haben will!
Bald wird der Palast nur noch von Besuchern gefüllt sein."
Der Wächter nickt nur. Wir gehen in den nächsten Gang. Dort sagt Reni das
Gleiche. Auch in den nächsten Gängen können wir die Wächter austricksen. Dann
führt mich Reni durch eine Tür. Dann sagt sie erleichtert: "So, jetzt müssen
wir nur noch die Treppen hinuntergehen!"
Ich folge ihr vorsichtig. Nach einiger Zeit wird das Licht vor uns heller,
immer mehr Fackeln erleuchten die Gänge. Dann kommen wir endlich an eine Tür.
Sie ist verschlossen! Ich jammere: "Oh nein! Jetzt haben wir alles umsonst
gemacht! Oh, Mist!!"
Derweil hat Reni einen Schlüssel aus ihrer Schürze geholt und ihn seelenruhig
in das Türschloss gesteckt. Jetzt dreht sie ihn. Die Tür springt auf! Ich habe
all das mit großen Augen beobachtet. Jetzt frage ich sie verwirrt: "Was, woher
hast du..."
Sie unterbricht mich: "Oh Laura! Denkst du, dass ich das nicht gewusst habe, dass
diese Tür verschlossen ist!? Ich habe natürlich den Schlüssel, weil ich ja den
Gefangenen jeden Tag ihr Essen und ihr Wasser bringen muss!"
"Ach so! Ja, aber, warum hast du dann nicht genau gewusst, ob Chris hier ist?"
frage ich sie.
"Naja, weil ich heute auf dich aufpassen musste, ob du aufwachst! Derweil hat
mich ein anderer vertreten!"
"Jetzt ist es mir endlich klar. "Ach, jetzt versteh ich`s!" sage ich nur.
Reni erwidert nichts. Jetzt führt sie mich an den vielen Zellen vorbei. Überall
sitzen oder liegen hagere Gestalten herum. Ich frage Reni: "Wer ist das alles?"
Lauter hethitische Gefangene, die morgen wieder an ihre Arbeit müssen, und die
nur den halben Tag hier verbringen." antwortet sie. "Aber, an welche Arbeit
denn?"
Na, zum Tempelbau! Unser Herrscher vollendet gerade einen Tempel, den sein
Vater, Sethos I. , nur nicht vollenden konnte, weil er vorher gestorben ist!"
"Aha!" Jetzt kommen wir ans Ende des langen Saales. Und - tatsächlich! In der
letzten Zelle hockt eine Gestalt, natürlich auch im Sträflings-Anzug, die so
aussieht wie Chris! "Chris!" rufe ich laut. Sofort Gemurmel in der Halle.
Doch die Gestalt reißt ihren Kopf, der die ganze Zeit nur herab gehangen war,
schlagartig hoch und ruft: "Laura! Oh Gott, bin ich froh, dass ich dich sehe,
ich habe mir solche Sorgen gemacht! Aber wie kommst du..."
Ich unterbreche ihn: "Das erzähle ich dir alles später! Jetzt müssen wir
erstmal hier heraus!"
"Aber wer ist das neben dir? Und wie willst du mich befreien? Du hast doch
keinen Schlü..."
In dem Moment sperrt Reni die Tür auf.
Chris blickt sie verdutzt an. Ich sage: "Keine Angst, das ist Reni, meine
Freundin! Sie weiß, dass wir aus...äh, Amerika kommen und dass wir von unserem
König, na, du weißt schon...!"
Chris hebt verständnisvoll den Kopf, sagt aber nichts. Dann sage ich zu Reni:
"Gut, gibt es hier irgendwo einen Hinterausgang?"
"Natürlich! Hier in der Wand ist eine Geheimtür! Warte...!" Und Reni drückt auf
einen versteckten Knopf. Sofort ist ein Geräusch in der Wand zu hören und kurze
Zeit später geht tatsächlich vor uns ein versteckter Ausgang auf.
Ich denke an unsere mitgebrachten Gegenstände. Das Serum, das habe ich die
ganze Zeit in meiner Hose gehabt. Ich befühle die Tasche. JA! Es ist noch
darin! Doch wo ist das Buch? Und die Brechstange? Ich frage Reni danach. Sie
antwortet: "Ja, ein Buch habe ich gesehen! Der Pharao hat es in seine geheime
Bibliothek!"
"Weißt du, wo die ist?" frage ich sie.
"Ja, schon...aber"
"Nichts aber!"
"Doch! Ich meine, den Schlüssel kann ich auftreiben. Aber sag mir mal bitte,
wie ich das mit dem Buch machen soll? In der Bibliothek stehen bestimmt
Wächter! Wie soll ich denn da unbemerkt so einfach ein Buch (erstmal) suchen
können?! Und wenn ich es gefunden habe, kann ich es auch nicht so einfach
mitnehmen!"
"Wieso überhaupt unbemerkt? Du sagst einfach, wenn die Wächter fragen, dass du
ein Buch für den Pharao holen musst!"
"Wenn der Pharao nicht selbst da ist!" erwidert sie mir.
"Tja, das ist das Risiko. Aber wenn er drin ist, kannst du trotzdem noch sagen,
dass du in das falsche Zimmer gelaufen bist, weil du einfach heute etwas
aufgeregt bist, äh, wegen der Zeremonie morgen! Und dann kannst du es
vielleicht
nachts holen, oder so!"
"Na, ich weiß nicht..." sagt sie nachdenklich.
"Ach bitte, Reni! Oder" ich lächle, "soll ich dir meine Karatekunst zeigen?"
frage ich schelmisch.
Chris schaut verdutzt. "Aber wieso?"
Ich und Reni schauen uns an und lachen gleichzeitig. Dann sagt Reni: "Naja, ich
werde es versuchen. Ach, und übrigens, der Wanderstecken oder was das sein
soll, den habe ich in die nächste Besenkammer gestellt. Weil ich zuerst dachte,
dass es ein Gerät zum Saubermachen ist. Das ist kein Problem. Jedenfalls gehe
ich jetzt zuerst in die Bibliothek. Ich werde es schon irgendwie schaffen."
"Ich drücke dir die Daumen!" sage ich.
"Und ich auch!" sagt Chris.
"Ha, bei so vielen Daumen muss es ja gut gehen! Das ist wohl wieder so ein
Brauch bei euch?"
Diesmal schauen ich und Chris uns an und lachen. Dann macht sich Reni auf den
Weg. Chris sperre ich wieder ein, falls ein Wächter kommt. Und ich gehe durch
das Loch nach draußen und schließe es hinter mir. Nach ungefähr einer halben
Stunde höre ich von außen leise Geräusche. Dann das abgemachte Zeichen, dass
Reni wieder da ist und damit ich erkenne, dass es kein Wächter ist, der da durch
den Geheimgang will. Kurze Zeit später geht das Loch vor mir auf. Und -
tatsächlich! Vor mir steht Reni mit dem Buch und der Brechstange in der Hand.
Ich frage sie natürlich wie es geklappt hat und sie erzählt: "Also, als ich in
die Bibliothek gegangen bin, war der Pharao, `Ra sei Dank` nicht in der
Bibliothek. Also habe ich das Suchen angefangen. Als es die Wächter bemerkt
haben, haben sie mich gefragt, was ich hier will und was ich suche. Da sagte
ich:
Der Pharao möchte das Buch von seiner zukünftigen Königin! Sie haben mir
tatsächlich geglaubt und mir auch noch suchen geholfen! Innerhalb einer viertel
Stunde haben wir das Buch gefunden! Jaja, schau nicht so, so groß ist die
Bibliothek schon! Und dann habe ich noch die Brechstange geholt. Aber ich
konnte sie ja nicht unter meinem Mantel verstecken! Als ich also an den Wachen
draußen am Flur vorbei ging, habe ich einfach gesagt: Die Frau Königin wünscht
ihren Wanderstecken!"
Ich und Chris unterbrechen sie mit schallendem Lachen: "Hahaha, die Frau
Königin wünscht ihren Wander...Hahaha!"
"Ja," sagt Reni lächelnd, "irgendwie haben sie mir's auch nicht geglaubt. Aber
da sie ja wissen, aus welch komischem Volk ihr stammt, haben sie nichts weiter
gesagt!"
"Haha, naja, Intelligenzbolzen sind sie ja nicht gerade, aber..."
Reni unterbricht mich: "Was sind sie nicht gerade?! Inteligänz..."
"Ha, nur wieder so ein Sprichwort! Jedenfalls müssen wir jetzt los! Bald wird
deine Vertretung mit dem Essen für die Gefangenen kommen!" sage ich zu Reni.
Dann gehe ich zu Chris` Zelle, lasse ihn heraus und will gerade den geheimen
Knopf betätigen, als mir noch einfällt: "Aber, sag mal, Reni, was wirst du
jetzt machen? Ich meine, der Pharao wird sehr bald herausfinden, dass du gelogen
hast!" sage ich sorgenvoll.
"Ach, ich komme da schon irgendwie durch! Den Kopf werden sie mir schon nicht
gleich abreißen!"
Ich lächle. "Naja, dann... Danke, für alles, Reni. Und viel Glück noch!"
"Ja, euch auch!"
Auch Chris bedankt sich herzlich. Dann betätige ich den geheimen Knopf und
sofort geht vor uns die Geheimtür auf. Wir drehen uns nochmal nach Reni um und
winken zum Abschied. Dann laufen wir schnell und leise davon, in Richtung
Sphinx.
Übereinstimmungen mit wahren Handlungen oder lebenden Personen ist unbeabsichtigt, rein zufällig und auch extrem unwahrscheinlich!