Das geheimnisvolle Serum
Fantasy Abenteuer-Roman von Janis Purucker
Angefangen 1993 im Alter von 10 Jahren, fertiggestellt am 13.Mai 1995 mit 12 Jahren
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Kapitel 4
Das schrille Klingeln des Weckers reißt mich aus dem Schlaf. Ich setze mich auf
und mache ihn aus. Hoffentlich hat ihn niemand gehört! Hätte ich ihn doch nur
unter mein Kopfkissen gelegt! Ich horche. Nichts. Gottseidank! Ich schaue jetzt
genauer auf den Wecker, und kann die Zeiger erkennen: Zehn Minuten vor
Mitternacht! Ok, los! Ich stehe auf, ziehe meinen Mantel an und schleiche zur
Tür. Langsam drücke ich die Türklinke nach unten, mache die Türe nur so weit
auf, dass ich hindurchschlüpfen kann und als ich auf dem Gang stehe, mache ich
sie auch ganz leise wieder zu. Leise humple ich den Gang entlang, zu
Christian's Zimmer. Und ganz leise schlüpfe ich durch die Tür.
"Huch! Oh, Laura! Hast du mich jetzt erschreckt!" sagt Christian halblaut. Er
sitzt auf seinem Bett. Wahrscheinlich wollte er gerade aufstehen. "Ich dachte
schon, die Schwester käme."
"Komm, gehen wir zu den Rollstühlen." flüstere ich ihm zu. "
"Ok." Wir zwängen uns aus dem Zimmer. Die Taschenlampen haben wir in dem Netz
am Rollstuhl versteckt. Wir nehmen sie heraus und verteilen sie. Dann rollen
wir leise durch die Gänge.
"Chris, weißt du, wo der Ausgang ist?" frage ich flüsternd.
"Nein, aber ich denke, im Erdgeschoss. Wir fahren im Aufzug runter."
Also rollen wir in den Lift. Christian drückt den Knopf "Erdgeschoss" und schon
schweben wir tiefer. Als wir unten angekommen sind, schwingen die Türen auf und
wir rollen hinaus. Und richtig! Wir sind in einer kleinen Halle mit lauter
Stühlen, zum Warten, aber gleich dahinter können wir die Ausgangstür erkennen.
Bis
jetzt war es noch hell genug zum sehen, aber jetzt ist es so finster, dass wir
unsere Taschenlampen einschalten müssen. Klick! Jetzt ist es gleich viel
heller. Wir rollen zur Tür, Chris hält sie mir auf und danach rollt auch er
schnell hindurch und hält sie auf, bevor sie so laut zuschlägt, dass jemand
aufwacht. Wir rollen in die Nacht hinaus. Es ist sehr kalt. Überall um uns
herum ist Finsternis. Nur dort hinten, am Ausgangstor nicht, denn da beginnt
die Straße, die auch nachts befahren ist. Ständig fahren Autos vorbei. Wie
sollen wir bloß über die Straße kommen! Wir rollen ein Stück den Gehweg
entlang, bis zu einer Ampel, die im Moment noch DON'T WALK anzeigt. Wir warten
so lange, bis die Ampel auf WALK umspringt. Dann rollen wir hinüber. Es geht
immer weiter durch die dunklen Straßen Philadelphias. Endlich können wir die
Universität, eher gesagt, die halbe Universität, im Schein unserer
Taschenlampen erkennen. Der eine Teil ist ganz eingestürzt. Davor stehen Bagger
und kleine Kräne, die auf das Tageslicht warten, damit die Arbeiter ihnen
wieder Bewegung verschaffen. Wir rollen langsam zu dem Schutthaufen hin. Es
sind lauter kleine, zerbröckelte Steine. Wir beginnen, sie mit den
Taschenlampen genau abzuleuchten. Immer wieder lassen wir den Schein der
Taschenlampen über die Trümmer schweifen. Doch erfolglos.
Plötzlich hat Christian eine Idee. "Laura," flüstert er mir zu. "Die Arbeiter
haben ihre Straßenbesen zurückgelassen. Damit kann ich versuchen, die Trümmer
wegzukehren." Also holt er die Besen und kehrt und kehrt. Plötzlich sagt er:
"Laura, ich glaube, ich habe etwas gefunden!"
"Was denn?" frage ich ihn voller Hoffnung.
"Es ist... Ein Beutel und... Ich glaube es ist das Serum!"
"Was? Das haben wir aber schnell gefunden!" wundere ich mich."
"Oh! Oh... Nein!" sagt Chris mit Enttäuschung in seiner Stimme. "Es ist gar
nicht das Serum! Es ist irgendein Plastikbeutel. Wahrscheinlich hatte ein
Arbeiter seine Brotzeit darin und ihn dann einfach hierhergeschmissen."
"Schade." sage ich.
Nach einer Weile anstrengendem Kehren sagt Chris erschöpft: "Also, ich glaube,
es ist doch bei der Explosion zerrissen worden. Ich kann nicht mehr. Lass uns
umkehren."
"Chris, wir dürfen jetzt nicht aufgeben! Komm gib mir einen Besen, ich kehre
weiter." ermutige ich ihn.
Also versuche ich mein Glück. Doch bald gebe entnervt auf. "Ich glaube auch,
dass es nicht hier ist. Und wenn, dann würden wir es eh nicht finden."
"Komm, wir fahren zum Krankenhaus zurück." Und wir rollen los.
Plötzlich fahre ich über ein paar rutschige Steine und prompt kippe ich um,
genau in den größten Dreck vom Trümmerhaufen hinein. Ich bin so erschrocken,
dass ich erstmal laut losschreie: "AAAH! CHRIS! CHRIS, SCHNELL, HILF MIR!!!
AAAUU!"
"Laura, ich helfe dir ja! Hör bitte das Schreien auf! Wie ist das denn bloß
passiert?"
"AAh, Chris, ich muss zu schnell über ein paar Steine gefahren sein! Ach, es
ging ja alles so schnell!" stöhne ich, vor Schmerzen schon der Ohnmacht nahe.
Christian versucht, mich trotz seiner vielen Wunden und Brüche, wieder in den
Rollstuhl zu setzen. Doch als er mich langsam hochhebt, ruft er plötzlich:
"Laura, mensch Laura, ich glaub ich spinne! Das Serum!" Er setzt mich, so
schnell es geht, wieder in den Rollstuhl
und hebt den verdreckten Plastikbeutel auf.
" Wirklich?" frage ich ihn.
"Ja! Eine Flüssigkeit ist drin! Eine gelbrote Flüssigkeit! So sah auch das
Serum aus! Das muss es sein!"
"Super." sage ich erfreut, doch plötzlich verdunkelt sich meine Miene. "Aber
Chris, was ist, wenn uns jemand gehört hat? Ich habe geschrien, du hast
geschrien! Das war doch nicht überhörbar!"
Sofort wird auch Christian unruhig. Er steckt den Plastikbeutel mit dem Serum
in das Netz am Rollstuhl. Wir lauschen und beobachten, ob jemand schnell die
Straße herunter kommt und, JA! Wir sehen eine Gestalt die Straße
herunterlaufen, genau auf uns zu! Er hat uns bestimmt gehört! Aber erkennen
kann er uns noch nicht, dafür ist es auf unserer Straßenseite zu dunkel.
"Schnell, wir müssen in den Park da drüben! Dort können wir uns in den Bäumen
verstecken!" flüstert Christian mir zu.
Ich willige ein und folge Chris so schnell wie möglich. Als wir angelangt sind,
verstecken wir uns schnell in dem kleinen Wäldchen. Wir können nichts erkennen,
außer den Bäumen, die ihre dunklen Schatten über uns werfen. Die Taschenlampen
haben wir ausgeschaltet, sonst findet uns unser Verfolger. Ich flüstere
Christian besorgt zu: "Oh Gott, hilf uns! Wenn der uns findet, bringt er uns
sicher zur Polizei. Und die bringt uns natürlich wieder ins Krankenhaus! Und
was soll ich dann meiner Mutter erzählen!"
"Und ich erst! Meine Eltern mögen mich eh schon nicht mehr, sie sagen ich bin
ein Versager. Wenn ich ihnen das erzähle, bringen sie mich um!" flüstert Chris
zurück.
Wir starren wie gebannt in die Dunkelheit. Ich bete: "Oh, Gott, bitte lass ihn
uns nicht finden! Jetzt wo wir das Serum haben!"
Der Wind rauscht in den Bäumen. Wir hören nur den Lärm von der nahen Straße.
Nach ungefähr einer viertel Stunde frage ich Chris: "Meinst du, er ist wieder
weggegangen, als er nichts gefunden hat?"
"Ich weiß es nicht. Aber auch wenn nicht, er weiß ja nicht, wer geschrien hat.
Wenn wir jetzt über die Straße und heimfahren und er läuft uns nach und fragt
uns, ob wir etwas gehört, oder selber geschrien haben, sagen wir einfach nein."
"Ja, du hast recht. Also, lass uns fahren."
Und wir rollen los, mitten durch den, jetzt zur nächtlichen Stunde unheimlich
wirkenden, dunklen Park. Chris hat seine Taschenlampe wieder eingeschaltet, ich
nicht, da ich ihm folge. Der Park ist groß. Er will überhaupt nicht aufhören.
Ich frage Chris besorgt: "Kennst du dich überhaupt noch aus?"
"Nicht mehr so recht. Aber man kann sich doch nicht so einfach in einem Park
verirren. Ich wollte eigentlich ans Ende des Parks fahren, weil dort meistens
eine Ampel ist. Die, über die wir hergekommen sind, lag zu nah an der
Universität, es ist besser, wenn uns der Mann nicht sieht. Denn er könnte uns
z.B. ja fragen, was wir hier mit zwei Rollstühlen, mitten in der Nacht machen.
Wenn ich mich wirklich nicht mehr auskenne, können wir einfach ans nördliche
Ende fahren; wir werden irgendwo auf dem Gehweg herauskommen."
"Aber, wie willst du durch die dichten Nadelbäume, die dort stehen kommen?"
frage ich ihn besorgt.
"Ach, das werden wir schon schaffen." macht Chris mir Mut.
Wir fahren also immer mehr nach Norden. Mir erscheint es, als werde der Park
immer unheimlicher. Plötzlich wird es mir so, als ob ich Stimmen vernehmen
kann. Doch ich verstehe sie nicht. "Chris, hörst du das?" frage ich ihn
ängstlich.
"Was?"
"Na, die Stimmen!"
Chris lauscht. "Ja, du hast recht! Ich höre es auch." Wir sind beide still,
damit wir mehr hören können.
"Komm, wir fahren näher ran." schlägt Chris vor.
Erst nach längerem Zögern willige ich ein. Trotz meiner Angst folge ich Chris
in die Richtung, aus der die Stimmen kommen. Jetzt können wir ein paar
Gestalten erkennen, die auf einer Parkbank sitzen. "Was sind das für welche,
vielleicht drogensüchtige?" frage ich Chris.
"Nein. Das sind keine jungen Leute, das sind Alte!" erwidert er mir.
Jetzt kann man die Stimmen besser hören, und... Tatsächlich! Es sind Stimmen
von alten Männern... Und ein paar Frauen! Vielleicht sind es Landstreicher,
oder Zigeuner, oder sowas. Wir kommen immer näher ran. Bis Chris plötzlich
anhält und mir zuflüstert: "Weiter dürfen wir nicht, sonst können sie uns
sehen."
Wir lauschen angestrengt. Wir können die Stimmen teilweise schon verstehen. Ein
alter Mann sagt gerade: "Ja, weißt du noch wie es damals war, als wir zur
Schule gingen, Gerda? Immer wenn man ein paar Minuten nach acht Uhr angekommen
ist, hat man Schläge auf die Finger bekommen! Tja, das waren noch Zeiten!"
"Ja, ja." stimmt ihm, wahrscheinlich Gerda, zu. "Heutzutage ist das ganz
anders."
Plötzlich sage ich zu Chris: "Du, ich glaube, die spielen uns was vor!"
"Wie meinst du das?" fragt mich Chris verwundert.
"Na, hör mal, z.B. im Fernsehen, in Büchern usw. ist es immer so, dass sich Alte
Leute über so etwas unterhalten. In Echt kommt es schon auch manchmal vor, aber
diese hier, machen es so, ich weiß nicht; so gespielt. Richtig wie im
Fernsehen. Wie Schauspieler!"
"Meinst du?" fragt mich Christian ungläubig. "Sie wissen doch gar nicht dass wir
hier sind. Alte können nicht mehr so gut hören und sehen wie wir!"
Wir lauschen wieder. Jetzt redet gerade ein anderer Mann: "Ja, und wie die
Jugend sich auch heutzutage benimmt! Höchstens jeder fünfte begrüßt einen, wenn
man spazieren geht. Wir hätten, wenn wir nicht zu jedem Grüß Gott gesagt
hätten, Schläge bekommen, SCHLÄGE!"
Also, egal wer das auch war und falls die Alten das Schauspiel uns wirklich,
durch irgendeinem Grund vorspielten, war der Herr, der jetzt gesprochen hatte,
ganz tief in mir drin, fast schon ein Beweis für meinen Verdacht. Er spielte
seine Rolle wirklich miserabel; in seiner Stimme klang deutlich ein gewisser
Beschwerde- und gleichzeitig Schauspiel, Komödienton mit.
Ich sagte es Chris. Er hatte es auch schon bemerkt. "Aber trotzdem Laura,
selbst wenn es so ist; was wollen sie damit erreichen? Es ist eben alles bloß
dummer Zufall.
"Ich erwidere ihm den ZUFALL jedoch. Er glaubt es immer noch nicht so recht.
Doch unser kleiner Streit wird unterbrochen, wir beobachten, wie sich, nach und
nach, die Parkbank leert, da die Alten aufstehen und gehen.
Wir warten, bis sie außer Hörweite sind und dann rollen wir zu der Parkbank
hin, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, dass die Alten hinterlassen haben
und uns einen Anhaltspunkt darauf gibt, wer sie waren. Als wir angelangt sind,
leuchten wir die
Parkbank ab. Plötzlich sehe ich einen Papierfetzen auf der Bank liegen und hebe
ihn auf. Ich leuchte mit der Taschenlampe darauf und kann das Wort:
"DEUTSCHLAND" erkennen.
"Chris, schau mal, was ich gefunden habe!"
"Wo war das? "
"Auf der Bank."
"Komisch...Naja, stecke es in das Netz an deinem Rollstuhl."
Als ich es getan habe, sagt Chris plötzlich : "Laura, weißt du was? Hast du
schon jemals irgendwo eine wahre Geschichte gehört, die nur annähernd so war,
wie unsere?"
"Nein. Nirgendwo. Aber wer weiß,... vielleicht träumen wir es auch alles nur?"
"Kann sein. Ich hab so was schon mal in einer von Mutters Klatschzeitschriften
gelesen, aber ob es stimmt..."
"Naja, jedenfalls müssen wir jetzt wieder zurück, noch bevor die Sonne aufgeht!
Außerdem hätte ich gerne noch ein bisschen geschlafen, bevor mich die
Krankenschwester aufweckt, denn ich bin hundemüde."
"Ja, du hast recht, ich auch." sagt Chris gähnend.
Wir fahren weiter nach Norden, um auf dem Gehweg wieder herauszukommen. Doch
alles geht nur langsam. Wir sind beide so müde und erschöpft, dass wir fast über
dem Fahren einschlafen.
Plötzlich sehe ich einen Karton unter einem Baum stehen. Ich sage es Chris und
wir halten an.
Als er ihn hochhebt, sagt er plötzlich zu mir in steigerndem, ängstlichem
Tonfall: "Oh, oh! LLaurra! WWeißt du wwas? DDieses Ding tttickkt!"
Jetzt höre ich es auch. "EINE BOMBE!" schreie ich laut. "WIRF SIE WEG!
SCHNEEELLL! SCHNEELL!"
Chris wirft sie nicht, sondern stellt sie blitzschnell wieder dorthin wo sie
gestanden war, in der Sorge, sie ginge los.
"SCHNELL WEEG!!!" rufe ich ihm zu und in panischer Todesangst fahren wir nach
Norden, zuerst Chris, dann ich. Ich habe solche Angst, dass ich alle meine
letzten Kräfte zusammennehme, ohne Rücksicht auf meine Verletzungen und meine
Müdigkeit. Wir fahren so schnell wir können, mitten durch die dichten Bäume,
die den nördlichen Rand des Parks begrenzen. In meinem Kopf wirbeln alle
Gedanken durcheinander, ich bin nur noch ein einziges Nervenbündel. Endlich
sehen wir vor uns Licht und... Ja! Wir sind auf dem Gehweg. Wir sehen (
gottseidank!) keinen Menschen.Wenn uns jemand gesehen hätte! Zwei junge Leute
in panischer Angst, in zwei Rollstühlen, mitten in der Nacht, durch die Stadt
fahrend! Oh Gott! Wir suchen nach einer Ampel. Ich bete: "Bitte lieber Gott,
lass uns so schnell wie möglich eine Ampel finden, durch die wir so weit wie
möglich von der Bombe weg sind, dass wenn sie explodiert, uns nichts passiert!"
Und schon sehen wir eine! Sie zeigt gerade WALK an. Wir fahren, so schnell wie
möglich hin und bevor wir hinüberfahren vergewissern wir uns, dass sie immer
noch WALK anzeigt. Und schon sind wir auf der anderen Straßenseite. Wir fahren
wieder zurück, kreuz und quer, durch Philadelphia. Zum einen ist es gut, dass
das Krankenhaus so weit vom Park liegt, weil dadurch das Krankenhaus keinen
Schaden nehmen kann, wenn die Bombe hochgeht, zum andern ist es aber nicht so
gut, weil wir so weit zurück fahren müssen.
Endlich taucht es vor uns auf. Die meisten Zimmer sind dunkel, in ein paar
brennt aber auch Licht. Als wir endlich unten in der Eingangshalle stehen,
atmen wir erleichtert auf. Wir fahren in den Lift. Chris drückt den Knopf: " 2.
Stock" und schon schweben wir hoch. Als wir oben sind, schwingen die Türen auf
und wir fahren auf einen Gang, zwei Gänge vor unseren Zimmern. Wir rollen einen
Gang weiter; stellen die Rollstühle dort ab und humpeln den Rest auf unseren
Krücken. Wir drücken die Türklinke von Zimmer 265 so leise wie möglich hinunter
und schlüpfen in Chris' Zimmer, weil ich noch etwas mit ihm besprechen muss und
das geht ja auf dem Gang nicht; jemand könnte uns hören. Wir setzen uns auf
Chris' Bett. Ein paar Minuten lang sagt keiner etwas, wir sind noch zu
erschöpft. Endlich breche ich das Schweigen: "Ob uns im Krankenhaus jemand
gehört hat?"
"Glaube ich nicht, denn sonst wäre er doch sofort aus seinem Zimmer
herausgerannt, wenn es ein Patient war." antwortet Chris.
"Und wenn es kein Patient, sondern irgendeine Schwester, oder ein Arzt war?"
"Hm... Na ja, die sind aber doch auch daran gewöhnt, dass nachts Patienten aufs
Klo gehen." sagt Chris in versuchtem, beruhigenden Ton.
"Na ja, da hast du wieder recht. Aber was ist mit der Nachtschwester? Hast du,
vor Mitternacht gemerkt dass sie reingeschaut hat?"
"Nein, ich habe geschlafen."
"Hm, ich auch. Naja, vielleicht sind viele schwerkranke Patienten im
Krankenhaus, zu denen sie oft reinschauen muss. Da hat sie dann nicht soviel
Zeit, zu uns hereinzuschauen."
"Hm." antwortet Chris bloß.
"Jetzt aber noch etwas:" fange ich ein neues Thema an, "falls dich morgen
irgendjemand fragt, was weiß ich; z.B. ob du nachts oft aufs Klo gemusst hast,
oder ob du gut geschlafen hast, gibst du normale Antworten. Niemand soll auch
nur den kleinsten Verdacht hegen, dass wir irgendwo anders waren, als in unseren
Zimmern. Okay?"
"Ok."
Als ich schon zum Gehen aufstehen will, hören wir draußen auf dem Gang leise
Schritte, die immer näherzukommen scheinen. "DIE NACHTSCHWESTER!" schießt es
mir durch den Kopf. "Chris, ich muss mich irgendwo verstecken!" flüstere ich ihm
zu.
"Oh Gott, wo denn bloß?" fragt er ratlos.
Wir sehen uns um, wir sehen nichts, hinter dem, oder in dem ich mich verstecken
könnte. Die Schränke sind gerammelt voll.
"Ich glaube, dir bleibt nichts anderes übrig, als dich unter meiner Bettdecke
zu verstecken." schlägt Chris vor.
Die Schritte sind inzwischen so nahe gekommen, dass es mir schwindlig wird. Ich
sage nichts, sondern krieche schnell unter die Bettdecke und mache mich so
flach wie möglich. Ich flüstere Chris noch schnell zu, er solle sich schnell
ganz ruhig ins Bett legen und so tun, als ob er schlafe, doch ich merke, dass
mein Rat überflüssig war, er rührt sich nicht mehr und versucht ruhig zu atmen.
Nicht zu früh, ein paar Bruchteile später, höre ich, wie sich langsam die Tür
öffnet und nach ein paar Sekunden wieder schließt. "Puh, das war knapp!" stöhne
ich. "Aber wenn sie jetzt bei deinem Zimmer war, muss sie bald zu meinem Zimmer
kommen! Aber ich bin ja nicht da!" sage ich besorgt. "Ich kann ja nicht einfach
zurückgehen, sie wird mich fragen, warum ich aus deinem Zimmer herauskomme und
nicht schlafe!" füge ich hinzu. Jetzt konnte uns nur noch ein Wunder helfen!
Und das Wunder geschieht tatsächlich! In dem Moment, als ich glaube, sie muss
jetzt schon bald an meinem Zimmer sein, hören wir leise, wie jemand nach der
Nachtschwester klingelt. Dann hören wir leise Schritte, die sich immer weiter
von uns, an das Ende des Ganges, entfernen. "Gottseidank!" murmle ich leise.
"Jetzt muss ich schnell in mein Zimmer, damit sie mich 'schlafend' vorfinden
kann."
Also rapple ich mich unter ein paar Schmerzen vom Bett auf, sage Chris schnell
"Gute Nacht und... Ich komme morgen mit meiner Mutter wieder zu dir, damit wir
uns das Serum und den Schnipsel mit dem Wort "DEUTSCHLAND" darauf, (das Chris
alles zwei in seinem Schrank versteckt hatte) näher anschauen können." und
schlüpfe aus dem Zimmer.
Schnell bin ich in meinem Zimmer und lege mich so schnell wie möglich,
allerdings wieder unter ein paar Schmerzen, in mein Bett und stelle mich
schlafend. Als ich nach ein paar Minuten höre, wie die Krankenschwester
hereinschaut und dann wieder weggeht, atme ich erleichtert auf, lege schnell
noch meinen Roman "Schreckensnacht auf Schloss Dark Castle" den mir Mutter
mitgebracht hat, auf meinen Nachttisch, als sähe es so aus, als hätte ich vor
dem Schlafen noch etwas gelesen und lege mein Lesezeichen in irgendeine der
ersten Seiten.
Plötzlich, als ich schon fast eingeschlafen bin, schrecke ich durch einen Knall
hoch. "KABOMMM!!!!!"
Im ersten Moment habe ich Angst, aber dann glaube ich zu wissen, was passiert
ist. DIE BOMBE IM PARK! WENN WIR JETZT NOCH DORT GEWESEN WÄREN! Ich habe auch
so viele Fragen über die Bombe, die ich mir nicht beantworten kann, z.B. Sind
Menschen der Bombe zum Opfer gefallen? Wer war der
Bombenleger? Warum machte er das? usw.
Langsam beruhige ich mich wieder, weil der Schlaf mich übermannt. Kurz bevor
ich einschlafe, denke ich noch über alles nach. ES IST ALLES SCHON SEHR
SELTSAM! Und schon bin ich eingeschlafen.
Übereinstimmungen mit wahren Handlungen oder lebenden Personen ist unbeabsichtigt, rein zufällig und auch extrem unwahrscheinlich!