Marco Polo Reiseführer RuhrgebietTaschenbuch
"Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser, als man glaubt." Herbert Grönemeyer singt vielen aus der Seele, wenn er seiner Heimatstadt Bochum und indirekt dem gesamten Ruhrgebiet ein großartiges musikalisches Denkmal setzt. Mittlerweile teilen Grönemeyers Einschätzung immer mehr Ortsfremde. Denn vielen ist klar geworden ist, dass sich Europas größtes Ballungsgebiet in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewandelt hat - und sich zwischen Duisburg und Hamm neben geschlossenen Zechen gleichsam jede Menge touristische Highlights ballen. Von dieser Sorte finden sich übrigens auch einige im ländlicheren Kreis Wesel, wenngleich Bürger und Behörden streiten, ob diese Region nun zum Ruhrgebiet gehört oder zum Niederrhein. Im aktuellen Marco-Polo-Reiseführer Ruhrgebiet werden den Städten Moers, Xanten und Wesel auf jeden Fall einige Seiten zugestanden. So ist er eben, der handliche Pocketguide - offen für Neues und bemüht, auch die unbekannteren Seiten des Potts darzustellen. In den verschiedensten Kapiteln, von den Stadtbeschreibungen über das Kapitel "Mit Kindern reisen" bis hin zu den Tourenvorschlägen, hellen die Autorinnen Anette Kolkau und Delia Bösch die einst kohlegraue Region gehörig auf. Durch die grafische Unterstützung respektive zahlreiche Pastelltöne gelingt das doppelt gut. Dass hie und da wie im Fall der Movie-World-Holzachterbahn, die eben nicht die einzige in Deutschland ist, inhaltliche Fehler unterlaufen, tut dem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch. Undurchsichtig wird es hingegen im angrenzenden Atlasteil. Wechselnde Maßstäbe und eine gelegentlich verwirrende Komposition und Darstellung der Karten sorgen nicht unbedingt für den optimalen Durchblick. Am deutlichsten treten da die mehrseitigen Anzeigen eines offenbar kooperierenden Mietwagenvermittlers hervor. Ebenso deutlich: Das Centro, seines Zeichen das wahrscheinlich größte Einkaufszentrum Mitteleuropas, gehört sicher nicht zu den strategischen Partnern des Verlags. Denn in der Rubrik "Bloß nicht!" raten die Autorinnen eindringlich davon ab, sich dort abends in den "Retortenkneipen" und Bars aufzuhalten. Das sehen die Betreiber und viele Gäste wahrscheinlich anders. Denn wenn die Sonne verstaubt, tummeln sich tausende dort. Und das nicht nur, wenn gerade ein Grönemeyer-Konzert in der nahe gelegenen König-Pilsener-Arena zu Ende geht! -Christian Haas
|