Kommunikation - Medien - Macht (suhrkamp taschenbuch wissenschaft)B, Broschiert
Das " Ende von Staat, Politik und Demokratie" stellen die Herausgeber fest. An die Autoren ihres Sammelbands schrieben sie sinngemäß, die Medien seien heute nicht mehr nur Ankläger und Verteidiger, sondern auch Richter. Eine neue "magisch-technische Souveränität" habe sich etabliert, eine Medien-Allmacht - ein " Techno-Faschismus". Gesucht wird eine Theorie, die auch das fassen kann. Die beiden Pole der modernen Medientheorie soll sie verschmelzen: Niklas Luhmanns konstruktivistisches Systemkonstrukt, das technische Grundlagen ausblendet (" Nur die Kommunikation kann kommunizieren") - und die Hardware-orientierte Maxime Friedrich Kittlers: " Nur was schaltbar ist, ist überhaupt. " Die Melange muss auch Marshall Mc Luhans Metapher vom " Globalen Dorf" aufnehmen. Wem die Supertheorie gelingt, der besetzt "den seit Hegels Tod vakanten Platz des Königs", motivierten die Herausgeber ihre Autoren. Sie selbst steuern zwei Aufsätze bei: " Die Kommunikation der Kommunikation" und " Die Zukunft der Weltgesellschaft". < P> Darf jemand den Thron besteigen? Einer lehnte ihn sogar ab: Systemsoziologe Siegfried J. Schmidt schrieb zurück, die "kühnen Metaphern, Übertreibungen und Vereinseitigungen" seien bewusst und strategisch eingesetzt worden - um, man spitze die Ohren, " Aufmerksamkeit in den Medien zu erreichen". Was nicht in die Aufmerksamkeit fällt oder gefallen ist, gibt es nicht. Weil es weder wahrgenommen, noch erinnert oder bewusst wird. Dies postuliert Cyberphilosoph Florian Rötzer in diesem Buch, das abseits von Supertheorien viel Originelles enthält (etwa eine Familienkunde der Elektrizität), " Schatzkammern der Netzkritik" öffnet und u. a. auf Kafkas Ethik der Macht zurückgreift. Ein Stanford-Professor weist schließlich darauf hin, dass die Medienmacht doch begrenzt ist, etwa im Vergleich mit der Macht des Finanzamts - "trotz aller diesbezüglichen apokalyptischen Diskurse", so Hans Ulrich Gumbrecht: " Ich kann meine Bildschirme ja abstellen. " < I>-Frank Rosenbauer
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