AnatomieStefan Ruzowitzky, William Franck, Uli Putz, Ingrid Henn, Norbert Preuss, Filip Hering, Jakob Claussen, Peter Haller, Ueli Christen, Thomas Wöbke, Andreas Donhauser, Andrea Willson, Renate Martin
DVD
Der erfolgreichste deutsche Kinofilm des Jahres 2000, < I> Anatomie, wurde nach seinem Ableben an den Theaterkassen einer Autopsie unterzogen: Wo lag der Grund für den großen Anklang, den er beim Publikum erreichte? Sicher, er schwamm im Fahrwasser der Teenie-Slasher Scream und < I> Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast. Und weiterhin war die Hauptrolle mit Franka Potente, dem Star des Vorjahresabräumers Lola rennt, besetzt. Auf den ersten Blick mag diese einfache Rechnung aufgehen, doch < I> Anatomie funktioniert auch auf vielen anderen Ebenen: Er beginnt als flotte Studentenposse mit eindeutig zweideutigen Sprüchen aus dem Fundus der beliebten Highschool-Filme amerikanischer Bauart. Zum düster-fröhlichen Forschen im Sinne der Flatliners kommt ein wenig Frankenstein-Grusel - nicht zu vergessen die Leichenspielereien alter Schocker-Streifen aus der britischen " Hammer"-Schmiede. Bald wird die Leichenhalle aber so ungemütlich wie in Nightwatch - Nachtwache und es schleicht sich Mediziner-Thrill à la < I> Coma ein. Als Eiswürfel im Spannungcocktail klirren düstere Experimente der Vergangenheit, und ein guter Schuss klassischer Geheimbund-Schauerromantik rundet das Ganze ab. Regisseur Stefan Ruzowitzky ( Tempo, Die Siebtelbauern) ist es gelungen, sich von all den Vorbildern kleine Fassetten zu entlehnen, aber nicht an sie zu klammern. < I> Anatomie hat seine eigene Bild- und Erzählsprache und nutzt die Kulisse Heidelbergs nicht als bloße Schablone: Weder wird eine Hollywood-Geschichte mit dünner Lokaltünche überzogen, noch werden Touristen-Klischees bedient. Franka Potente (< I> Der Krieger und die Kaiserin) spielt souverän die wissbegierige Studentin mit überschatteter Vergangenheit. Benno Führmann ( Der Eisbär) gestaltet beide Seiten seiner Figur mit überraschender Überzeugungskraft. Auch die weiteren Darsteller, Anna Loos, Holger Speckhahn und Sebastian Blomberg, haben dankbare Rollen, die keineswegs so standardisiert sind, wie sie zunächst erscheinen. < I> Anatomie ist nicht die moderne Wiedergeburt des deutschen Horrorfilms der 20er-Jahre, wie es die Produzenten teilweise im Sinn gehabt hatten. Vielmehr ist er ein hoffnungsvoller Anschluss an das zeitgemäße und erfolgreiche Unterhaltungskino. Dies zeigt sich auch in der englischen Synchronfassung, die auf der D V D enthalten ist: Ein Vergleich lohnt sich unbedingt. < I>-Alexander Röder
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