'Tanzen gegen die Angst', Pina BauschJochen Schmidt
B, Broschiert
Menschen, die ganz für ihr Werk leben und die eigene Person hinter diesem zurückstehen lassen und verbergen wollen, reizen die Neugier der Öffentlichkeit - umso mehr, wenn es sich um noch lebende Menschen handelt. Pina Bausch, Leiterin des Tanztheaters Wuppertal und brillant-revolutionäre Choreografin, ist nach wie vor äußerst lebendig, kreativ und produktiv - und sieht ihre Arbeit und Kunst als das Wesentliche an, nicht ihr Privatleben. Ein Umstand, mit dem der Autor nicht gut zurecht gekommen ist, ihn auch persönlich genommen hat und woran in der Folge die vorliegende Biografie leidet. < P> Die 1940 geborene Philippine Bausch zeigte bereits als Kind ein begnadetes tänzerisches Können, rasch folgten Tanzstudium an der Folkwang-Schule, Förderung, Preise und Stipendien. Dann mit erst 29 Jahren die Leitung des Folkwang-Tanzstudios und vier Jahre später die des Wuppertaler Balletts, das sie in Tanztheater Wuppertal umbenannte - die Manifestation eines programmatischen Wechsels von den schönen Künsten zum ergreifenden und unmittelbar konfrontierenden Tanz der Menschlichkeit (positiv wie negativ), Freiheit und Realität. Gegen alle Konventionen und den Widerstand von Kritik und Publikum blieb sie ihrer Linie treu, und der internationale Erfolg ihrer Choreografien und ihres herausragenden Tänzerensembles gaben ihr Recht. < P> Nach Ende der Lektüre weiß man um ihre Inszenierungen, bahnbrechenden Bühnenbilder und Arbeitsweise, Auszeichnungen, künstlerische Auseinandersetzungen, Schwierigkeiten und Zusammenhalt innerhalb des Ensembles. Alles ergänzt durch einen Anhang mit Lebensdaten, dem Werkverzeichnis, Preisen und Ehrungen, Tourneen und Gastspielen. Und doch fehlt Jochen Schmidt der Zugang - und erschwert diesen damit auch dem Leser. Seine Darstellung bleibt merkwürdig blutleer und überheblich, er stürzt sich wie ausgehungert auf das wenige Private, traktiert, interpretiert und kommentiert es mit bemerkenswerter Ausdauer. Die Person der Pina Bausch über die Auseinandersetzung mit ihrem Werk herauszumodellieren, ist ihm leider nicht gelungen. < I>-Osseline Kind
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