Der Junge, der Anne Frank liebte: RomanEllen Feldman
Taschenbuch
Peter van Pels ist Der Junge, der Anne Frank liebte, und Ellen Feldmann erzählt in ihrem Roman seine Geschichte. Es ist eine Geschichte, die sich vielleicht so hätte zutragen können, denn das wahre Schicksal von Peter ist nicht dokumentiert. Peter war, wie Anne Frank, Bewohner des Hinterhauses in der Amsterdamer Prinsengracht 263. Nach dem Zweiten Weltkrieg verliert sich seine Spur. Ellen Feldmann nutzt diesen Umstand und erfindet für Peter ein neues Leben in der neuen Welt, so wie er sich tatsächlich neu erfinden wollte. Der Peter des Romans emigriert nach dem Krieg in die USA. Zwar behält er seinen Namen, doch verschweigt er allen, die ihn kennen, einen wichtigen Teil seiner Identität. Peter ist Jude und gibt vor, es nicht zu sein. Trotzdem verliebt er sich in eine jüdische Frau, heiratet sie und bekommt mit ihr drei Kinder. Er versucht, die traumatischen Erlebnisse des Krieges zu verdrängen, indem er seine Vergangenheit völlig ausblendet. Doch eines Tages holt sie ihn ein. Als er das soeben erschienene Tagebuch der Anne Frank auf dem Nachttisch seiner Frau findet, verliert er seine Stimme. Dieser Zusammenhang wird ihm erst bewusst, als er einen Psychiater aufsucht. Peter verstrickt sich in einem Netz voller Halbwahrheiten, verschütteter Erinnerungen und Geschichten anderer Kriegsopfer, die er für seine eigenen hält. Seine Paranoia nimmt ihn völlig gefangen, seine unartikulierte Angst wird schließlich zur Gefahr für seine Familie und ihn selbst. Der Junge, der Anne Frank liebte ist ein Roman über die Tücken der Verdrängung und der Erinnerung, über den amerikanischen Traum vom neuen Leben und nicht zuletzt eine kritische Auseinandersetzung mit der Verbreitung und dem Missbrauch von Anne Franks Tagebuch. In einer gelungenen Mischung aus realen und fiktiven Ereignissen konstruiert die Autorin die Geschichte um die innerlich zerrissene Figur des Peter van Pels, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann schlägt. -Nathalie Schwering
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