Anna Seghers: Eine Biographie. 1947-1983Christiane Zehl Romero
Gebundene Ausgabe
Anna Seghers war in ihrem Heimatland eine Aussenseiterin, als sie 1947 aus dem Exil in Mexiko zurückkehrte. Und sie blieb es bis zu ihrem Tode im Osten wie im Westen. Sie wollte zu einem Neuanfang in Deutschland beitragen, doch die zunehmende Frontenbildung in Politik und Kultur enttäuschte und desorientierte sie stärker als bisher angenommen. Sie, die Frau mit den Wurzeln am Rhein, Kindern in Paris, dem Mann in Mexiko, Freunden und Verwandten in aller Welt, hatte Verbindung, nicht Trennung erwartet. Hoffnung und Pflichtgefühl banden sie jedoch gleichermassen an das innerlich wie äusserlich zerstörte Land. Ihr Engagement für den neuen gesellschaftlichen Entwurf, den die DDR versprach, stand bei ihr nie zur Debatte. Doch ihr ungewöhnlich nüchterner Blick und ihre stets präsente Skepsis liessen sie tiefer sehen und mehr fürchten, als sie vordergründig sagen konnte und wollte. Sie setzte auf Geduld und Zeit. So war und blieb sie eine wichtige Stimme der Mässigung gegen Reglementierung von Literatur und Kunst, oft zu leise und um Vermittlung bemüht. Aber sie hoffte darauf, dass ihre literarischen Texte sprechen würden, wo sie schwieg. Ob mit Recht und für welchen Preis, ist eine der wichtigsten und schwierigsten Fragen, die sich Christiane Zehl Romero in diesem 2. Band ihrer Seghers- Biographie stellt. Sie stützt sich auf neues, noch nicht ausgewertetes Material wie Briefe, unveröffentlichte Texte, Arbeitskalender, Kader- und Stasiakten. Ihre behutsam und akribisch recherchierte Analyse bietet neue, überraschende Einblicke in die faszinierende zweite Hälfte der Anna Seghers.
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