GripsholmKurt Tucholsky, Heinz Ebner, Birgit Hutter, Daniel Blum, Peter Manhardt, Pio Corradi, Prof. Ulrich Limmer, Stefan Kolditz, Dr. Thomas Wilkening, Patricia Rommel, Aida Kalnius, Klaus Hornemann, Dr. Rainer Kölmel, Alfi Sinniger, Danny Krausz, Dr. Kurt Stocker
DVD
Anders als Kurt Hoffmanns 1963 entstandene ganz und gar verträumte Verfilmung von Kurt Tucholskys Roman < I> Schloss Gripsholm blendet Xavier Kollers < I> Gripsholm auch die bitteren und letztlich tragischen Untertöne dieser Geschichte für Verliebte nicht aus. Die Geschichte von Kurt ( Ulrich Noethen), seiner Prinzessin Lydia ( Heike Makatsch), seinem Freund Karlchen ( Marcus Thomas) und Lydias Freundin Billie ( Jasmin Tabatabai), die im sommerlichen Schweden einige erotisch-unbeschwerte Wochen verbringen, ist für Koller nicht einfach nur eine Fiktion, sie ist Teil von Tucholskys Biografie. Er wagt die Quadratur des Kreises und verbindet die "kleine Sommergeschichte" - so hat Tucholsky selbst den 1930 geschriebenen Roman genannt - mit ihrem Hintergrund, dem Rückzug des satirischen Schriftstellers und politischen Journalisten in ein inneres wie äußeres Exil angesichts eines Deutschlands, das die Nationalsozialisten immer stärker hofierte. < P> Die Liebe ist greifbar nah für Kurt und Lydia. Ein paar Stunden, vielleicht sogar ein paar Tage und Nächte lang verdrängt sie alles andere. Ihre Möglichkeiten scheinen unendlich zu sein. Sie schließen selbst eine menage à trois mit Billie nicht aus. Doch die Zeit verhindert ein dauerhaftes Glück. Kurt kann selbst über die Liebe nicht die Entwicklungen in Deutschland und sein Gefühl von Machtlosigkeit vergessen, und die starke, kämpferische Lydia kann sich nicht abfinden mit Kurts Resignation. Am Ende des Sommers ist der Zauber verloren, die Realität hat die Liebenden wieder eingeholt, und der Weg Tucholskys in den Freitod, den er 1935 im schwedischen Exil wählen wird, ist schon hier vorgezeichnet. < P> Xavier Koller nähert sich dem Roman und seinem Autor mit der gleichen Genauigkeit. Die Kostüme, die Requisiten, die Schauplätze, alles beschwört ein authentisches Bild der frühen 30er-Jahre herauf. Die Musik der Klezmer-Gruppe Kol Simcha und die von Jasmin Tabatabai gesungenen Gedichte Tucholskys erzählen unaufdringlich von der einzigartigen urbanen Kultur des Berlins der Weimarer Republik, die blindwütig zerstört wurde von den Nazis. Doch das eigentliche Herz des Films sind seine Darsteller. Ulrich Noethen zeichnet ein beeindruckendes Porträt eines Künstlers und Intellektuellen, der an der Welt, aber letztlich auch an sich selbst scheitert. Er ist nicht stark genug, um seinen Kampf zu gewinnen, aber doch zu stark für ein Leben jenseits seiner moralischen und politischen Vorstellungen. Und Heike Makatsch ist als Lydia wirklich eine Prinzessin. Ihr Lächeln und ihre Unbeschwertheit sind einfach bezaubernd, aber nur eine Fassette einer faszinierenden und überaus komplexen Figur. Heike Makatsch gelingt es zugleich naiv und pragmatisch, verträumt und stark zu sein. < I>-Sascha Westphal
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