Theodor de Bry. AmericaMichiel van Groesen, Larry E. Tise
Gebundene Ausgabe
Sämtliche Tafeln von 1509-1602 Buch mit Leinen-Einband Als der Kupferstecher und Verleger Theodor de Bry 1590 den ersten Band seiner America-Reihe herausgab, war die Neue Welt für die meisten Europäer in der Tat ganz neu und der Hunger nach Bildern entsprechend groß. Die prachtvoll illustrierten Reiseberichtsammlungen, die der in Lüttich geborene und nach Stationen in Straßburg, Antwerpen und London in Frankfurt ansässig gewordene de Bry (1527/28-1598) zusammen mit seinen Söhnen realisierte und überaus erfolgreich vermarktete, boten den zeitgenössischen Lehnstuhlreisenden die damals aktuellsten Bilder und aufsehenerregendsten Berichte von diesem fabelhaften Doppelkontinent kolonialer Möglichkeiten. De Bry und seine Söhne waren selbst nie in der Neuen Welt. Sie stellten aus den Reiseberichten von Kolonisten, Forschungsreisenden und Abenteurern wie Thomas Harriot, Girolamo Benzoni oder Sir Walter Raleigh koloniale Konvolute zusammen, für die sie protoethnografische Darstellungen von tatsächlichen Augenzeugen wie John White, Gründer der "verschwundenen" Roanoke-Kolonie, oder dem Maler Jacques Le Moyne de Morgues adaptierten oder, wo Bildmaterial fehlte, die eigene Fantasie spielen ließen. So vielfältig die Quellen waren, aus denen die de Brys sich bedienten, so komplex und heterogen war das Bild der Neuen Welt, das die Amerika-Serie zeichnete. Idealisierte edle Wilde, die in einer fruchtbaren, paradiesischen Landschaft die Gaben der Zivilisation - Gott und Glasperlen - dankbar entgegennehmen, stehen neben Szenen furchtbarer Massaker, begangen von nun barbarischen Indigenen, aber auch von den Truppen konkurrierender Kolonialmächte. Die Stiche der de Brys prägten die europäische Wahrnehmung der beiden Amerikas nachhaltig, einige von ihnen, wie die Darstellung von der Landung des Kolumbus oder das den Mythos von Eldorado begründende Bild des Indio Dorado, wurden zu Bildikonen, die sich noch heute in fast jedem Schulbuch oder Lehrbuch zur. . .
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