Musen des 20. JahrhundertsAnnette Vezin, Luc Vezin, Sabine Herting, Bernadette Ott
Gebundene Ausgabe
Muse zu sein, meint mancher, ist ein leichter Job. Man hat nur da zu sein, hin und wieder einen Kuss zu geben, und ansonsten durch bloße Präsenz den Künstler, Dichter oder Filmemacher zu Meisterwerken anzuspornen. Aber Musen müssen auch geistreich sein. Sie müssen bereit sein, auf ihre Karriere zu verzichten, wie die Frau von Edward Hopper. Und hin und wieder müssen sie auch den Künstler wechseln. Als etwa Helena Dmitriewna Diakonowa, besser bekannt als Gala, einstmals Salvador Dalì besuchte, da war sie noch mit dem surrealistischen Dichter Paul Èluard zusammen. Sicher hat sie Dalì bereits da zum Porträt ihres Gatten inspiriert, denn als es fertig war, war sie bereits mit dem Maler liiert. Sie trennten sich nie, und die Inspiration der Muse war überaus fruchtbar. Musen des 20. Jahrhunderts versammelt 24 Menschen - zumeist Frauen -, deren Bestimmung es war, an der Seite eines Künstlers (und in dessen Werken) groß und teils sogar überaus prominent zu werden. Giulietta Masina ( Federico Fellini) steht da neben Lou Andreas-Salomé ( Friedrich Nietzsche), Nico ( Andy Warhol), Peggy Guggenheim ( Jackson Pollock) und Martha Fleischmann ( James Joyce). Dabei ist der Begriff überaus weit gefasst und etwa auch auf Frida Kahlo und Diego Rivera bezogen, in deren stürmischer Beziehung sicher der/die eine immer auch Muse des anderen war. Dies aber tut dem opulent illustrierten Band keinerlei Abbruch. Ein faszinierender Musenalmanach der etwas anderen Art, der nebenbei auch biografisch aufzeigt, wie schwer der Job der Muse bisweilen sein kann. -Thomas Köster
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