Musiktheater Heute. Peter Konwitschny, RegisseurFrank Kämpfer
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" Zuerst ist die Bühne vollkommen leer und wir können wie der liebe Gott eine Welt darauf bauen, " sagt Opernregisseur Peter Konwitschny auf dem Umschlag dieses Buches - und damit sehr viel über seinen Berufstand und das eigene Selbstverständis. Mit Fleiß und Engagement sucht Frank Kämpfer ( Jg. 1960), Berliner Germanist und Musikwissenschaftler und derzeit Redakteur beim Deutschlandfunk, in seinem Buch < I> Musiktheater Heute. Peter Konwitschny eine Annährerung an den streitbaren Operninszenator, dessen Regiearbeiten bisweilen die Gerichte beschäftigten. < P> Ende 1999 etwa hatte der Intendant der Semperoper zu Dresden Christoph Albrecht drei umstrittene Szenen von Konwitschnys Inszenierung der Operette " Die Csardasfürstin" von Emmerich Kalman streichen lassen, darunter ein Tanz mit einem kopflosen Leichnam. Ein gerichtliches Nachspiel folgte. Im Frühjahr 2000 gab das Gericht Konwitschny im Nachhinein Recht und begründete seinen Spruch damit, dass dessen Regiearbeit über eine übliche Interpretation hinausgehe und somit Werkcharakter besäße, der einen besonderen urheberrechtlichen Schutz rechtfertige. < P> Zu diesem und anderen Beispielen wird bei Kämpfer Stellung bezogen, wobei die sehr ins Detail gehenden Besprechungen von Konwitschnys Hamburger Inszenierungen weniger interessant sind, weil sie doch allzu sehr von Bewunderung und mangelnder Distanz zu dem Porträtierten geprägt sind. < P> Weitaus interessanter und aufschlussreicher liest sich das, was Peter Konwitschny selber zu sagen hat. Wenn er etwa in seiner Gedankensammlung " Bitte keine Posse" über die Schlussfuge in Verdis < I> Falstaff philosophiert: " Fuge heißt Gleichschaltung. Einer gibt das Thema vor. Einer hat die Macht. Dann müssen es alles anderen nachsingen". < P> Solche Sätze kann man nicht unwidersprochen stehen lassen, sie zeugen von ideologischer Veblendung. Die Kategorien werden hier verwechselt; ein rein musikalischer objektiver Formbegriff mit klaren Regeln bleibt ein solcher; ihn zu "politisieren" ist töricht. < P> An anderer Stelle gibt Konwitschny unfreiwillig zu, auf welch' nebulösem und sandigem Terrain Opernregisseure sich bewegen, in dem Versuch, Dinge auf der Bühne begreiflich zu machen, "jenen ideellen Kern" eines Werkes also, der "nicht im Bewusstsein des Komponisten. . . - möglicherweise aber in seinem Unterbewusstsein" ( Konwitschny) ist. < P> Insofern lohnt die Lektüre dieses Buches sehr; sie macht die Denkweise eines ganzen Berufstandes begreiflich, der zudem "große Ressourcen an öffentlichem Geld" ( Kämpfer) für sich in Anspruch nimmt. < I>-Teresa Pieschacón Raphael
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