Suite AfricaineAudio CD
Wie spielt man Leica? Nicht viel anders als ein Instrument. Denn auch der Fotograf folgt den Gesetzen der Kreativität, kombiniert Bildeindrücke und Assoziationen, Augenblicke und Kommentare. Im Fall von Guy Le Querrec ist die Kunst der optischen Gestaltung darüber hinaus eine Liaison mit der Musik eingegangen. Denn er ist so eng mit dem Schlagzeuger Aldo Romano, dem Kontrabassisten Henri Texier und dem Saxofonisten Louis Sclavis befreundet, daß sie ihn als viertes Mitglied in der Band akzeptiert haben. Die Genauigkeit seiner Beobachtungsgabe und die feinfühlige Nuancierung der Motivauswahl haben ihn zur Inspiration für ein ungewöhnliches Projekt werden lassen, das jetzt mit Suite Africaine in die zweite Runde geht. Denn schon einmal zogen Romano, Sclavis, Texier und Le Querrec Anfang der neunziger Jahre durch Afrika und archivierten die Eindrücke zweier Konzertreisen auf dem Erfolgsalbum Carnet De Routes. Die Fortsetzung Suite Africaine schließt thematisch daran an, setzt sich jedoch musikalisch deutlich davon ab. Denn die 15 Kompositionen, die Anfang 1999 im Gil Evans Studio von Amiens entstanden, sind kompakter und verspielter als die früheren Aufnahmen. Stilistisch offen und inspiriert von Le Querrecs Bildern knüpfen die Musiker an afrikanische Impressionen an, lenken sie jedoch in den Klangraum der der modernen Improvisation. Da stehen frei sich strukturierende Passagen neben quasi-folkloristischen Andeutungen, postboppige Impulse neben introvertierten Meditationen. Da Romano, Sclavis und Texier mit beeindruckender Präzision harmonieren, entwickelt sich aus den individuellen Ansichten des Schwarzen Kontinents ein spannendes und inspiriertes Miteinander dreier All Stars der französischen Jazz-Szene, das in Verbindung mit dem üppig bebilderten und über 100seitigen Booklet Afrika nicht missioniert, aber treffend kommentiert. < I>-Ralf Dombrowski
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