e.s.t. - Live in StockholmDVD
Ein zahlreiches Publikum raunt, der Bühenboden torkelt grobkörnig aus dem Monitor, ein paar Kabel, dann Applaus und da steht es, das Esbjörn Svensson Trio in all seiner schlichten Größe. Dan Berglunds notorischer Wah-Wah-Kontrabass schleppt den Groove an, Drummer Magnus Öström mischt sich darunter, der Bandleader am Klavier ist von der ersten Sekunde an, mit dem ersten Ton eins mit seinem Instrument. Und dann rollt " Goodbye Susie Soho", der Opener von < I> Live In Stockholm, im Dezember 2000 dort im ausverkauften Nalen Club mitgeschnitten. Ansprechend und modern in Szene gesetzt: Auf- und Abblenden bei Balladen, schnelle Schnitte in den Uptempos, zweigeteilter Bildschirm, spezielle Blickwinkel, hier funktioniert das Visuelle als perfekter Rahmen, der, selbst schön gestaltet und anzusehen, niemals das Bild ist. Das bleibt die Musik dieses derzeit (auch in puncto Erfolg) unvergleichlichen Ensembles, das Material der drei Studioalben < I> From Gagarin's Point Of View, < I> Good Morning Susie Soho und < I> E S T Plays Monk, das mitunter Publikumsreaktionen auslöst, deren Direktheit man eher von Rockkonzerten kennt. Jazz nach E. S. T. ist menschlich; die spirituelle Subtextur ist deutlich spürbar, aber es wird mit ebenso viel Inbrunst geschwitzt. Das Rezept ist, wie so oft, einfach: Es gibt keine. Die Band spielt, was sie mag und kann und kümmert sich nicht um Etiketten und Etikette. Das viertelstündige Interview (eins der Extra-Features neben zwei Video-Clips und tönender Diskografie) könnte sich dahingehend als harte Nuss für den puristischen Jazzkenner erweisen, wenn Svensson von Bill Haley schwärmt und Schlagzeuger Öström konstatiert, das jeder Rhythmus gleich schwer zu spielen ist, ob Madonna oder Monk, wenn man es gut machen will. Die virtuose Unbedenklichkeit, mit der das Trio am Schluss des Konzerts Thelonious Monks Klassiker " Bemsha Swing" beharrlich gefühlvoll mit Drum'n' Bass penetriert, würde dem Komponisten vermutlich selbst gefallen. < I>-Rolf Jäger
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