Speer und Er [3 DVDs]Jan S. Kaiser, Oliver Schündler, Dr. Barbara Buhl, Prof. Thilo Kleine, Rita Serra-Roll, Gernot Roll, Thomas Schwedes, Barbara Baum, Götz Weidner, Dr. Heinrich Breloer, Monika Bednarz-Rauschenbach, Dr. Cornelia Ackers, Olaf Strecker, Boris Ausserer, Michael Hild, Dr. Horst Königstein, Doris J. Heinze, Ernst Petz
DVD
Der Name Heinrich Breloer bürgt für vielfach preisgekrönte Qualität ebenso wie für eine besondere Art Fernsehen. Die exzellente Mischung aus fiktiven Spielszenen, historischen Dokumentarfilmaufnahmen und einfühlsamen, akribisch recherchierten Interviews mit Zeitzeugen beeindruckt Kritiker und Publikum gleichermaßen - zuletzt bei < I> Die Manns - Ein Jahrhundertroman (ebenfalls mit Sebastian Koch). Mit dem Dreiteiler < I> Speer und Er wandten sich Breloer und sein Ko-Autor Horst Königstein dem Dritten Reich in Gestalt von Albert Speer zu. < P> In Rückblenden schildert der Film ausgehend von den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen Speers Aufstieg von Hitlers Lieblingsarchitekt, der für ihn Berlin als gigantische Reichshauptstadt Germania neu erschaffen sollte, zum späteren Rüstungsminister. Zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er mit eiserner Disziplin in Berlin-Spandau verbüßt, beginnt Speer alsbald seinen Namen rein zu waschen und sich für das Nachkriegsdeutschland als zwar mitverantwortlich, aber schuldlos gebliebener Nazi in Szene zu setzen, der von nichts gewusst haben will. Dass dies nicht stimmt - Speer wusste von Auschwitz und genehmigte sogar den weiteren Ausbau des Konzentrationslagers -, weist Breloer vor allem auch im < I> Nachspiel, der begleitenden Dokumentation, nach, die ebenso wie seine beiden Bücher < I> Speer und Er und Unterwegs zur Familie Speer aufschlussreiche neue Forschungsergebnisse präsentiert. Speer war kein unwissender Mitläufer, nicht der verführte Künstler und integere Bildungsbürger, der der Faszination Hitlers erlag. Er wusste um und war mitverantwortlich am Tod Tausender Menschen. < P> Tobias Moretti (< I> Kommisar Rex) und Sebastian Koch (< I> Stauffenberg, die schon in < I> Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker gemeinsam vor der Kamera standen, überzeugen neben einem erstklassigen Ensemble durch beeindruckende schauspielerische Leistungen. Koch gibt Speer als machtorientierten Karrieremenschen, der die Augen vor allem verschließt, was er nicht sehen will, und sich die Welt nach seinem Gutdünken zurecht rückt. Moretti gelingt der Spagat, Hitler sowohl als wahnsinnigen, von Zerstörungswut Getriebenen sowie als charismatischen Führer zu zeigen, der eine unheilvolle Faszination auf seine Umgebung ausübt. Die Zeitzeugen, vor allem die drei Speer-Kinder Albert jr, Arnold und Hilde, verleihen den Spielszenen zusätzliche Tiefe und geben in ihren sehr offenen Aussagen interessante Einblicke in Verdrängungsmechanismen und Methoden der Aufarbeitung. < I> Birgit Schwenger
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