Leid in Liebe wandeln. Die Briefe der Familie Pfaff. 1943-1945Michael Sachs (Hg.)
Gebundene Ausgabe
Die Briefe der Familie Pfaff. 1943-1945 Gebundenes Buch Deutschland im Krieg, im Zweiten Weltkrieg: Wie lebten, dachten, fühlten die Menschen damals? Geschichtsbücher geben darüber nur dürftige Auskünfte. Wer mehr wissen will, sollte Briefe aus jener Zeit lesen, private, nur für die Empfänger bestimmte Briefe. Sie spiegeln den Alltag, die Befindlichkeit, die Sorgen, Nöte, Freuden und Schrecknisse, sie spiegeln Leben. Es ist stets ein Glücksfall, wenn solche Briefe aufbewahrt werden, mehr noch: wenn sie anderen, später lebenden Menschen zugänglich gemacht werden. Ein solcher Glücksfall sind die Briefe der Familie Pfaff aus Wolfenbüttel. Der Vater ist Mathematiklehrer am Gymnasium dort, die Mutter gibt privaten Musik- und Klavierunterricht, der Sohn, ihr einziges Kind, macht gerade sein Abitur. Der Krieg reißt sie auseinander: Der Vater wird Soldat in Norwegen, der Sohn Soldat in Frankreich und an der Ostfront, die Mutter Rot-Kreuz-Helferin in Holland und Norwegen. Was ihnen bleibt, sind die Briefe, die sie schreiben. Von allen Menschen, die mir nahe stehen, bist Du der am tiefsten Leidensfähige. Du gehst niemals um ein Leid herum oder bedienst Dich irgendwelcher Mittel der Erleichterung. Du gehst immer ganz und ohne Abzug hindurch. Und dadurch bekommst Du eine Kraft des Verstehens für anderer Menschen Leid, wie mir das sonst noch bei keinem Menschen begegnet ist. Solche mitleidensfähigen Menschen brauchen wir aber heute dringender als alles andere, Menschen, die es immer wieder von neuem fertig bringen, ihr Leid in Liebe zu wandeln. Dies Wort habe ich zum ersten Mal vor Jahren aus Deinem Munde gehört, und es hat sich bei mir so tief eingegraben, daß kaum ein Tag vergeht, wo ich es nicht still zu mir spreche und um Kraft bitte, dieses zu vermögen. Ich glaube auch, daß bei dieser Verwandlung von Leid in Liebe die Geisteskraft der Abgeschiedenen, auf einer anderen Ebene aber Weiterlebenden und Mit-Dir-Lebenden, mithilft Aus einem Brief an. . .
|