Der gemachte Mann: Konstruktion und Krise von Männlichkeiten (Geschlecht und Gesellschaft (8))Robert W. Connell
Gebundene Ausgabe
Nicht von Männlichkeit ist die Rede in Robert W. Connells < I> Der gemachte Mann, sondern von Männlichkeiten. Denn Männlichkeit als gesellschaftlich konstruierte Kategorie ist längst nicht mehr eindeutig definiert. Im gut rasierten Anzugträger mit Universitätsabschluss, der die Leitfigur für die Wissens- und Informationsgesellschaft ist, darf man gegenwärtig die "hegemonialen Männlichkeit" vermuten, die das Bezugsschema für die anderen Männlichkeitsbilder liefert. Sei es das einer marginalisierten "protestierenden Männlichkeit", die sich in der Subkultur von Motorrädern, Drogen, Tatoos und Hooligan-Gewalt findet. Sei es das einer "komplizenhaften Männlichkeit" der Männer, die in der Umwelt- oder auch Frauenbewegung sozialisiert wurden und sich zwar rhetorisch von offensichtlich allzu ungerechten Machtpositionen distanzieren, in der Alltagspraxis ihre männlichen Privilegien aber durchaus schätzen. In Connells Untersuchungen benennt der von ihm schon in früheren Studien eingeführte Begriff der "hegemonialen Männlichkeit" dabei keinen Typus, sondern er bezeichnet eine kulturell dominante, aber historisch durchaus unterschiedlich ausgebildete Form von Männlichkeit. < P> Was nun das Buch spannend und lesenswert macht, sind die empirischen Fallstudien, an denen der australische Soziologe diese Konstruktionen von Männlichkeit und ihre Krisensymptome konkret analysiert. Und was das Buch wertvoll macht, ist der vorangehende Überblick über den Stand der sozialwissenschaftlichen wie der psychoanalytischen Theoriebildung. Die abschließenden Überlegungen zur Veränderung der Geschlechterverhältnisse in der nahen Zukunft, basieren auf der Beobachtung eines dramatischen Legitimationsverlusts der androzentrischen, patriarchalen Welt. Die offenkundig kritische Situation des Geschlechterarrangements erzwingt eine neue Männerpolitik, die eine tatsächliche Bündnispolitik der Geschlechter anstrebt. < I>-Brigitte Werneburg
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