Ein einziges Leben. Acht Geschichten aus dem KriegTom Lampert
Gebundene Ausgabe
Acht Lebensgeschichten erzählt der amerikanische Politikwissenschaftler Tom Lampert in diesem Buch: Geschichten von Menschen, die zurzeit des Nationalsozialismus lebten, deren Schicksal aber ganz unterschiedlich verlief. N S-Führer sind darunter, Juden und Hitlergegner. Lampert destilliert ihre Biografien aus Briefen, Akten, Zeugenaussagen und Gerichtsurteilen, ergänzt erzählende Passagen mit langen Quellenzitaten. Er will, so schreibt er, zu einem besseren Verständnis des Nationalsozialismus beitragen, indem er die Menschen der damaligen Zeit in ihrer ganzen Vielschichtigkeit darstellt, anstatt sie vorschnell in die klaren Kategorien "böse Täter" oder "unschuldige Opfer" einzuordnen. < P> Die Protagonisten sind Randfiguren der Geschichte. Etwa Mirjam P. , eine "schwer erziehbare" junge Jüdin, die sich mit kleinen Diebstählen durchschlägt, bis sie in eine geschlossene Pflegeanstalt gesteckt und schließlich im Zuge der " Euthanasie"-Aktion ermordet wird. Oder Wilhelm K. , von den Nazis zum Generalkommissar des besetzten Weißruthenien ernannt, der die Erschießung tausender einheimischer Juden befiehlt und sich zugleich für einige deportierte Juden aus Deutschland einsetzt - schließlich sei er " Humanist". Oder der Jude Karl L. , der durch eine Verwechslung das Minsker Ghetto überlebt, dann im Lager Theresienstadt die Leitung der Ghettowache übernimmt und mit harter Hand gegen die Korruption unter den Häftlingen vorgeht. < P> Bei der Darstellung seiner Hauptfiguren enthält sich der Autor jeder moralischen Bewertung. Und doch beschreibt er drastisch die Verbrechen der Nationalsozialisten und das Leid, das den Opfern angetan wurde. So entgeht er dem Vorwurf, er wolle durch seinen Versuch einer differenzierten Beurteilung menschlicher Lebensläufe die Täter verharmlosen oder die Opfer in ein schiefes Licht rücken. < P> Täter sind nicht nur Teufel, sondern zeigen zuweilen humane Regungen, Opfer sind keine Engel - bahnbrechende Erkenntnisse sind dies nicht. Lesenswert ist das Buch daher nicht wegen seines theoretischen Überbaus. Sondern weil es mehr oder minder "normale" Menschen anschaulich beschreibt und nachvollziehbar macht, weshalb ihr Leben in der N S-Zeit so unterschiedliche Wege nahm. < I>-Christoph Peerenboom
|