Rohmer intermedial (Siegener Forschungen zur romanischen Literatur- und Medienwissenschaft)Uta Felten, Roloff Volker
Taschenbuch
Der Nouvelle Vague und ihren Filmemachern haben wir die Erfindung des Regisseurs als Autor zu verdanken. Filme sollen nicht bloß den " Vor-Schriften" der Drehbuchvorlage gehorchen, sondern durch die persönliche Sichtweise des Regisseurs den ästhetisch bedeutsamen Mikrostrukturen des Films eine eigene Bedeutung zukommen lassen. Ton- und Bildebene emanzipieren sich sozusagen von der Ebene der Figuren und der Erzählung. Was liegt also näher, als die Autoren der Nouvelle Vague auf ihre Intermedialität hin zu überprüfen. < P> Während Godard sich nicht scheute, Kriegs- und Katastrophen-Situationen zu inszenieren, muss sein Kollege Rohmer mit dem bösen Verdikt leben, dass seine Filme zu betrachten bisweilen so spannend sei, wie einer gestrichenen Wand beim Trocken zuzusehen. - Obwohl, oder vielleicht gerade weil in ihnen so viel geredet wird. Rohmers von manchen leichtfertig als " Quasselfilme" ( Kurt Scheel) klassifizierte Werke bestechen freilich gerade durch eine unauffällige, der Einfachheit ihrer Aussage verpflichtete Klarheit. < P> Die Autoren des vorliegenden Sammelbands < I> Rohmer intermedial haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese scheinbare Transparenz auf das zugrunde liegende komplexere - und nicht selten widersprüchliche - Verhältnis zwischen Bild, Musik, Figurenführung und Literarizität hin zu untersuchen. Die beiden ersten Filmzyklen von Rohmer < I> Six contes moraux und < I> Comédies et proverbes bilden dabei den Schwerpunkt. Rekonstruiert soll dabei ein "intermediales < I> Palimpsest" ( Verlag) werden. < P> Die Musik nimmt bei Rohmer eine Sonderrolle ein, obschon sie auf den ersten Blick keine allzu große Rolle zu spielen scheint: " Meine Filme müssen Musik sein, ohne Musik nötig zu haben. " Um so interessanter ist die Analyse dieser "falschen Freundin" im Hinblick auf seine Schrift Von Mozart zu Beethoven. < P> Wie so oft entsteht ein Sammelband nicht aus reinem Forscherdrang, sondern als Resultat eines Kolloquiums. So ist auch in diesem Fall der vorliegende Sammelband im Rahmen des Forschungsprojekts " Kino und Fernsehen. Institutionelle und ästhetische Relationen in der Zeit der Nouvelle Vague" entstanden. Die Zusammenfassungen der einzelnen Vorträge in französischer Sprache erleichtern den Einstieg für Unentschlossene. - Fazit: ein willkommener Anreiz, Rohmer neu zu sehen. < I>-Marcus Welsch
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