Van Gogh: Mythos und WirklichkeitStefan Koldehoff
Gebundene Ausgabe
Um es gleich vorwegzusagen: Ihr Cover hat diese gut recherchierte und flüssig geschriebene Biografie des Kölner Kunstgeschichtlers Stefan Koldehoff nicht verdient. Allzu reißerisch kommt es daher, als wären hier sensationelle Neuigkeiten über einen Pop-Sänger oder Lady Di zu verkünden. Kein Selbstporträt schmückt den Umschlag, sondern das Foto von Kirk Douglas in seiner Filmrolle als Malgenie. Und eine Banderole verkündet reißerisch "die Wahrheit über den teuersten Maler der Welt", als habe man damit das wichtigste Attribut seines Werkes umrissen. Vincent van Gogh Superstar. Zu nichts weniger ist Koldehoff angetreten, als den Mythos vom in sich gekehrten und wahnsinnigen Genie zurechtzurücken. Hat sich van Gogh wirklich das Ohr abgeschnitten? Hat der Meister so farbensprühender Werke wie den Sonnenblumen oder so verträumt-expressiver Bilder wie dem Nachtcafé zu Lebzeiten tatsächlich nur ein einziges Bild (und das noch an seinen Bruder Theo) verkauft? Völlig unbefangen nähert sich Koldehofff seinem Gegenstand und beschreibt nach Sichtung der greifbaren Dokumente, wie stark van Gogh selbst an seiner eigenen Legende strickte, wie stark er in die zeitgenössischen Kunstdebatten eingriff und wie sehr er damit einer teils verzerrten Vorstellung Vorschub leistete, die uns noch heute in einem nicht ganz korrekten Blickwinkel vor seinen Gemälden stehen lässt. So ist mit Koldehofffs Van Gogh. Mythos und Wirklichkeit eine trotz ihres Covers (und manch reißerischer Überschrift) verdienstvolle Biografie zu Leben und Werk dieses großartigen Malers erschienen. Nicht wegen, sondern rechtzeitig zum 150. Geburtstag des Genies. -Stefan Kellerer
|