Alles Karikatur, Das gezeichnete 20. JahrhundertSeverin Heinisch, Walter Koschatzky
Gebundene Ausgabe
Jetzt gibt es einen guten Grund mehr, in die Wachau zu fahren, ins beschauliche Krems: das erste österreichische Karikaturmuseum. Wer die Eröffnung im Herbst 2001 verpasst hat, kann in diesem prächtigen Bildband noch einmal die ersten drei Ausstellungen erleben. Präsentiert werden die Werke "zweier Großmeister der österreichischen Karikaturszene". Zum einen Manfred Deix, dem wohl schonungs- und hemmungslosesten Chronisten des politischen wie privaten "Österreichertums". Ein absolutes Kuriosum ist, dass die zweite Einzelausstellung jenem Künstler gewidmet ist, der zugleich als Architekt den prägnanten Bau dieses neuen Museums entworfen und realisiert hat: Gustav Peichl alias Ironimus. Mit fragilem, reduziertem Strich hat er in seinen Werken aus den 50er und 60er Jahren, die hier zu sehen sind, die politische Anfangsphase der Zweiten Republik in Österreich kritisch und humorvoll begleitet. Am spannendsten an < I> Alles Karikatur ist allerdings die Reise durch das "gezeichnete 20. Jahrhundert": Von George Grosz und Heinrich Zille über Klassiker wie Loriot, Sajtinac, Ungerer, Sempé, Ronald Searle, Charles M. Schulz oder Paul Flora bis hin zu Könnern wie Haitzinger, Murschetz und Haderer, die uns heutzutage mit ihren Bildern die Zeitungs- und Zeitschriftenlektüre versüßen. Nach dieser Parade ebenso beeindruckender wie zeitloser Karikaturen und Cartoons wird auch dem Letzten klar sein, dass solche Werke einen Platz im Museum verdient haben. Lesenswert sind auch die Texte, zum Beispiel die hier abgedruckte Eröffnungsrede Walter Koschatzkys über Manfred Deix. Oder die Erörterung der Frage " Darf Kunst komisch sein? " durch den Karikaturisten Hans Traxler, der uns am Beispiel einiger Bilder des Amerikaners Peter Arno darauf aufmerksam macht, wie schwierig und aufwändig es ist, eine künstlerisch überzeugende Karikatur zu erschaffen. Insofern erscheint Traxlers Fazit ziemlich einleuchtend: " Die Cartoonisten sind die am meisten unterschätzten Künstler des 20. Jahrhunderts. " < I>-Christian Stahl
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