RemixedAudio CD
In Zeiten des inflationären Aufkommens von Remix-Projekten sind wohl auch die euphorischsten Stil-Fusionisten vorsichtig geworden mit einem positiven Werturteil bei jeder Neuerscheinung auf diesem Sektor. Zu oft schon entpuppten sich World- oder Jazz-meets-Electronic-Produktionen als bloßes Füllmaterial für eine kreative Auszeit ausgelaugter Musiker oder sie gerieten zum reinen Selbstzweck ohne zwingende künstlerische Motive. Auch das Remix-Album der samischen Sängerin Mari Boine erscheint zu einer Zeit des Umbruchs: Seit mehr als drei Jahren hat die 1985 auf der internationalen Ebene bekannt gewordene Sängerin kein neues Album mehr veröffentlicht und auch ihre äußerst beständige Band-Formation löste sie zuletzt weitestgehend auf. < P> Doch die zehn Neuinterpretationen ihrer Lieder aus der Sicht von zehn verschiedenen Produzenten/ Projekten/ Remixern (darunter: Chilluminati, Jah Wobble, Bill Laswell, Nils Petter Molvaer, Phono und Biosphere) bieten ausreichend künstlerische Reibungspunkte und Ansätze, um alle Marketing-Gedanken schnell verblassen zu lassen. Bereits in ihrer Gesamtanmutung wirkt die Platte wie ein in sich schlüssiges Werk, nicht wie eine willkürliche Ansammlung von Tracks. < P> Zentrales Motiv aller Arbeiten ist die aus der schamanistischen Tradition der Sami-Musik abgeleitete emotionale Trance, die von den Remixern auf elektronischem Weg umgedeutet wird - die einzige, das Gesamtbild aber eher ergänzende als störende Ausnahme bildet der breakbeatige Track " Mun Da Han Lean Oaivamos" in der Version von Richard Thomas. Nach Mari Boines Experimenten und Balanceakten zwischen der samischen Kultur und der norwegisch-christlich geprägten Folklore, nach der Kombination von Joiku-Gesängen und subtil eingeflochtenen indischen Einflüssen erscheint es fast zwingend und logisch, dass Mari Boine mit diesem Album den Schritt in die elektronische Welt vollzieht und dem mechanisch-digitalen Ansatz die Spiritualität ihrer Person einhaucht. < I>-Björn Döring
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