Obrigado BrazilAudio CD
Yo-Yo Ma begibt sich wieder einmal auf fremdes Terrain. Seit Jahren verlässt der berühmte Cello-Virtuose immer wieder die Pfade der klassischen Musik. Er spielt Tango, erforscht die musikalische Vielfalt entlang der Seidenstraße, erfährt in Namibia, wie man mittels Musik Trance-Zustände erreichen kann, tritt zusammen mit Popstars auf anderes mehr. Crossover ja, aber auf höchstem Niveau. Und bei aller Leichtigkeit auch mit großer Ernsthaftigkeit. Und Yo-Yo Ma bleibt, sicher auch gerade wegen seiner Offenheit für andere Kulturen, einer der besten klassischen Musiker überhaupt. Darum überrascht seine neue Platte Obrigado Brazil nicht, sie ist nur eine konsequente Weiterführung seines bisher eingeschlagenen Weges. < P> " Cristal", einer der eigens für diese Platte geschriebenen Titel, eröffnet die C D. Die Komposition von Cesar Camargo Mariano reißt mit, es groovt vom Feinsten. Melancholischer kommt " Chega de saudade" von Antonio Carlos Jobim daher. Die sehr rhythmische Begleitung und die herzerwärmende Stimme von Rosa Passos geben aber der Melancholie auch Hoffnungsschimmer. Überhaupt, das Ensemble, das sich um Yo-Yo Ma geschart hat und die 16 Arrangements von Jorge Calandrelli gekonnt umsetzt, besticht durch Perfektion und Professionalität, versprüht aber auch Emotionen und Lebensfreude. Zelebriert wird ein Querschnitt durch die brasilianische Musik, diesem mal explosiven, mal melancholischen Gemisch aus europäischer Salonmusik und afrikanischen Rhythmen. Heitor-Villa Lobos, Jacó da Bandolim, Camargo Mozart Guarnieri, Baden Powell, Pixinguinha, Sérgio Assad u. a. geben dieser C D ein einmaliges Gesicht, mal lächelnd, mal weinend. < P> Yo-Yo Ma ist ein Star ohne Allüren. Hier Begleiter, dort Solist. Plötzlich agiert er als Antreiber, um sich dann ebenso schnell wieder im Nichts zu verlieren. Mal nähert er seinen Celloklang einer Flöte an, mal flirtet er mit dem Klarinettensound, dann wieder umgarnt er die Gitarre oder dialogisiert auf wunderbare Weise mit der menschlichen Stimme. Das Instrument Cello scheint grenzenlos zu sein. Typisch Yo-Yo Ma eben. -Rudolf Kamm
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