Kriegsverbrechen im 20. JahrhundertGebundene Ausgabe
Kriegsverbrechen gehören zur Geschichte des Krieges von dessen Anbeginn an. Ob in den Feldzügen der Antike oder dem Dreißigjährigen Krieg, stets wurden unschuldige Zivilisten Opfer von mordenden und brandschatzenden Soldaten. Im 20. Jahrhundert, diesem "Jahrhundert des Todes", wie es die Herausgeber dieses Sammelbandes nennen, haben Kriegsverbrechen jedoch neue Dimensionen angenommen: Je totaler und brutaler die Kriege geführt werden, desto erschreckendere Formen nehmen die Verbrechen an, die damit einhergehen. 43 internationale Wissenschaftler - Militärhistoriker, Juristen, Politologen - untersuchen in diesem Buch Kriegsverbrechen der unterschiedlichsten Art. Sie beginnen mit der Niederschlagung eines Aufstands in Deutsch-Südwestafrika zu Beginn des Jahrhunderts, als die Kolonialherren das einheimische Volk der Herero fast ausrotteten, und enden bei den systematischen Massenvergewaltigungen von Frauen in den Balkankriegen der 90er-Jahre. Einen Schwerpunkt bilden zu Recht die Verbrechen, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs - zumeist von Deutschen - begangen wurden: etwa das Massaker von Babij Jar 1941, als Wehrmacht und SS nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew mehr als 30.000 Juden erschossen. Dokumentiert werden darüber hinaus japanische Kriegsverbrechen in China, sowjetische in Polen oder amerikanische in Vietnam. Die Autoren fragen nach Tätern, Opfern und Hintermännern - denn oft, das zeigen viele der Beiträge, waren Kriegsverbrechen keine spontanen Gewaltexzesse, sondern wurden systematisch eingesetzt, als Strategie zur Schwächung des Gegners. Eine wichtige Rolle spielen auch die juristischen Anstrengungen, die im vergangenen Jahrhundert unternommen wurden, um Kriegsverbrechen zu verhindern oder wenigstens angemessen zu ahnden: Einen ersten Durchbruch stellte die Haager Landkriegsordnung von 1907 dar. Auch die Nürnberger Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg brachten große rechtliche Fortschritte. Am Ende des 20. Jahrhunderts steht schließlich das Bemühen, internationale Gerichtshöfe einzurichten, etwa die Tribunale zu den Kriegsverbrechen in Jugoslawien und Ruanda. Das Buch enthält alle historischen, rechtlichen und sozialen Aspekte des Themas, ist von anerkannten Fachleuten verfasst und bietet somit einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert. -Christoph Peerenboom
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