Gabriels BruderJanis Owens
Gebundene Ausgabe
Janis Owens hat mit < I> Gabriels Bruder ihren ersten Roman veröffentlicht. Es ist vordergründig die Geschichte einer Frau zwischen zwei Brüdern, aber eben nur vordergründig. Gleichzeitig wird fortgesetzter sexueller Mißbrauch und dessen Spät- und Langzeitfolgen thematisiert. Die beiden Ebenen dieser Romanhandlung werden nicht sofort erkennbar, verleihen aber dem Erstlingswerk der Autorin aus den amerikanischen Südstaaten eine besondere Dramatik. < P> Da ist Myra, die Nachbarin der beiden Brüder Michael und Gabriel. Letzterer beginnt schon recht früh, sich für das Nachbarmädchen zu interessieren. Nachdem ruchbar wird, daß Myras Vater seine Tochter laufend sexuell mißbraucht, zieht die Familie überstürzt weg. Der Kinderschänder, so wird im Ort später erzählt, stirbt eines besonders qualvollen Todes. Die Nachbarn reagieren, wie wohl überall reagiert werden würde: Mit heftigen Diskussionen darüber, ob dieses Drama nicht schon viel früher hätte bemerkt werden können. < P> Michael arbeitet sich in der örtlichen Fabrik hoch. Gabriel zieht weg, um als kleiner Lehrer für amerikanische Geschichte sein Brot zu verdienen. Er bemerkt zunächst nicht, daß Myra zurückgekehrt ist und Michael heiratet. Erst als Gabriel im Haus des inzwischen zu Geld gekommenen Bruders aufgenommen wird und mit Myra Ehebruch begeht, brechen die Probleme Myras mit Männern hervor. Sie ist seelisch krank, in dauernder Behandlung. Es kann nicht ausbleiben, daß der Verrat ans Tageslicht kommt. < P> Daß aus der unerlaubten Verbindung ein Kind entsteht, das jahrelang nichts über seine Herkunft weiß, macht das Unglück nur noch komplett. Michael stirbt, reich geworden, an einem Krebsleiden, hat aber testamentarisch die Versöhnung mit seinem Bruder Gabriel vorbereitet. Er erbt sein Vermögen, soll aber die nun verwitwete Myra heiraten, was auch realisiert wird. < P> Die Allgegenwart des Mißbrauchs, der in der einen oder anderen Form immer wieder wie ein Schatten über der Handlung liegt, lassen den Roman zu einer beklemmenden Lektüre werden. Es ist schwer, das Buch aus der Hand zu legen. < I>-Corinna S. Heyn
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