Iran nach den Wahlen: Ein Kongress und seine FolgenSonia Seddighi
Taschenbuch
Dem Trend einer ganzen Reihe islamischer Gesellschaften folgend, wo der Fundamentalismus politisch an Bedeutung verliert - vielleicht radikalisiert sich auch deshalb gegenwärtig der transnational-"djihadistische" Terror -, errangen bei den Wahlen zum iranischen Parlament im März 2000 die religiösen wie säkularen Reformkräfte einen sehr deutlichen Erfolg. Und dies, obwohl die Wahlen keineswegs als frei und fair bezeichnet werden können. Aber der sich in der iranischen Gesellschaft unabwendbar vollziehende Wandel ließ sich nicht mehr unterdrücken. Vor diesem Hintergrund fand im April 2000 auf Initiative der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin eine dreitägige Konferenz zum Thema Iran nach den Wahlen statt. Die Folgen waren erheblich. Naturgemäß stemmen sich die konservativ-islamistischen Kräfte gegen den für sie bedrohlichen gesellschaftlich-politischen Wandel. Und insofern die Berliner Konferenz erklärtermaßen unter anderem dem Austausch zwischen Reformern im Iran und im Exil dienen sollte, nimmt es nicht weiter Wunder, dass die Veranstaltung auf den ausgeprägten Argwohn dieser auf den Erhalt des islamistisch-repressiven Gottestaates gerichteten Kräfte stieß. Der vorliegende Band dokumentiert die Konferenz selbst samt der Berichterstattung in den Medien und den nachfolgenden intellektuellen Debatten. Zum Teil sehr detailliert dokumentiert werden auch die anschließende Verfolgung der Konferenzteilnehmer durch die iranischen Machthaber: Alle Referenten der Tagung sahen sich den für Unrechtsregime typischen Repressalien ausgesetzt, wurden von den Teheraner Justizbehörden angeklagt und nach politischen Schauprozessen Anfang 2001 zu großteils erheblichen Gefängnisstrafen verurteilt. Iran nach den Wahlen ist ein in vielerlei Hinsicht wichtiges Dokument, das im Blick auf die zukünftige Entwicklung im Iran und der Beziehungen zum iranischen Staat von größtem Interesse ist. -Andreas Vierecke
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