Darwin und die AnstifterThomas P. Weber
Gebundene Ausgabe
Wer therapeutisches Klonen verbieten möchte, müsse auch die Herstellung von Schweizer Messern untersagen - nur um auf diese Weise potenziell bedrohte Schwiegermütter zu schützen. Der Ethiker Alberto Bondolfi stellte diesen Vergleich auf und natürlich wollte er damit provozieren. Aber ist der Lauf der Dinge wirklich allein vom wissenschaftlich Machbaren bestimmt? Sind moralische und ethische Leitbilder wirkungslos? Welche Aufgabe haben die Sozialwissenschaften, und sind sie ihrer Aufgabe im Zeitalter von Genforschung und Genmanipulation gewachsen? < P> Thomas Weber erzählt in seinem Buch von der langen Geschichte dieses Spannungsfeldes zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und der Irrationalität des menschlichen Denkens. Natürlich war dies von Anbeginn der Tummelplatz der Naturphilosophen, aber deren größte Herausforderung war bis dahin die " Entzauberung" des Lebens durch die Finken auf den Galapagos-Inseln. An ihnen erkannte Charles Darwin die gemeinsame Abstammung und die allmähliche Veränderung der Arten. Stehen die Naturwissenschaftler seither für die Aktion, die Sozialwissenschaftler hingegen für die Reaktion? Macht gegen Ohnmacht also? < P> Heute stehen wir wieder vor einer Entzauberung. Einer Entzauberung, die aus unserem Blickwinkel viel folgenschwerer scheint als die Darwin'sche. Denn mit den Möglichkeiten der Genforschung lassen sich jene Grundgesetze außer Kraft setzen, und der Mensch wird zu seinem eigenen Schöpfer. Ist der daraus erwachsende Streit noch mit dem zu Zeiten Darwins vergleichbar? Weber bietet dem Leser eine umfangreich recherchierte und erstklassig dargestellte Geschichte der Naturwissenschaften, welche die Gesellschaft zu jeder Zeit mit neuen Wahrheiten konfrontierte. Ein unkompliziertes Buch, das die komplexen Zusammenhänge entwirrt und in wunderbar lesbarer Art und Weise aufbereitet. Es dürfte schwierig sein, woanders einen derart stimmigen und umfassenden Einblick in diese Materie zu bekommen. < I>-J. Schüring
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