Die Vereinigung Deutschlands - ein weltpolitisches Machtspiel. Bush, Kohl, Gorbatschow und die geheimen Moskauer ProtokolleAlexander von Plato
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In den ersten Jahren nach der Vereinigung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten war hier zu Lande vor allem die Rolle der deutschen Akteure Gegenstand der publizistischen Aufarbeitung dieses Prozesses. Nachdem nun ausländische Regierungen dem ein oder anderen Wissenschaftler bislang geheimes Aktenmaterial zugänglich machen, beginnt sich die Perspektive nach und nach zu weiten. Zuerst korrigierte Tilo Schabert mit seinem Buch Wie Weltgeschichte gemacht wird die bis dahin vorherrschende Auffassung über die Rolle Frankreichs und des damaligen französischen Premierministers François Mitterand. In der nun von Alexander von Plato vorgelegten Untersuchung Die Vereinigung Deutschlands - ein weltpolitisches Machtspiel erscheinen vor allem der amerikanische und der russische Beitrag in einem neuen Licht. Der Historiker von der Fernuniversität Hagen konnte unter anderem bislang nicht bekannte Protokolle aus dem sowjetischen Politbüro auswerten sowie Mitschriften verschiedener Gespräche, die Gorbatschow in dieser Zeit auf internationaler Ebene geführt hat. Er hat zudem zahlreiche Interviews mit Hauptakteuren der damals beteiligten Staaten führen können. Entgegen der heute weit verbreiteten Auffassung, neben Helmut Kohl gebühre Gorbatschow die Heldenrolle in diesem Kapitel der Weltgeschichte, zeigt Plato, dass sich die U S A mit ihren strategischen Interessen weit mehr als alle anderen Beteiligten - von den Deutschen einmal abgesehen - durchgesetzt haben. Ein zentrales Argument: Die Amerikaner hätten ihren Einfluss in und auf Europa vor dem Hintergrund der sich damals bereits abzeichnenden Auflösung der Sowjetunion im Zuge der Wiedervereinigung deutlich ausbauen können, während Gorbatschow durch sein unentschlossenes Lavieren mit der Zeit immer weniger Einfluss auf die Geschehnisse gehabt habe. Und auch Frankreich und Großbritannien haben es bekanntlich nicht vermocht, eine einheitliche europäische Linie zu finden. Der Einfluss der U S A in Europa aber habe sich Plato zufolge seit der deutschen Wiedervereinigung, dem Auseinanderbrechen des Warschauer Paktes und der Auflösung der Sowjetunion beständig verfestigt. Die wohl belegte These, dass dies schon damals zu den strategisch verfolgten Zielen der Amerikaner gehörte, macht das Buch nicht nur mit Blick auf Deutschland zu einem ausgesprochen interessanten und zudem überaus spannenden politischen Lehrstück. -Andreas Vierecke
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