Erinnerungen 1990-1994Helmut Kohl
Gebundene Ausgabe
1990-1994: Das sind die großen Jahre Helmut Kohls, die Zeit, in der er die deutsche Einheit verhandelte und zur Schlüsselfigur der europäischen Politik wurde. Der dritte Band seiner Erinnerungen widmet sich somit den Jahren, an die sich der Bundeskanzler a. D. wohl am liebsten erinnert. Helmut Kohl hat in seiner langen Karriere viele Rollen gespielt, nicht zuletzt die des politischen Senkrechtstarters: Er war jüngster Landtagabgeordnete in Rheinland-Pfalz, jüngster Ministerpräsident, CDU-Vorsitzender und längster amtierender Bundeskanzler. Vom engagierten Reformer in den ersten Jahren der Kanzlerschaft wurde er bald zur Versinnbildlichung ausgeprägten Beharrungsvermögens. In eine neue Rolle konnte er 1989/90 schlüpften, als er als geschickter Verhandler die Wiedervereinigung und volle Souveränität Deutschlands erreichen konnte - ein strahlender Sieger, der aber allzu bald von den Schwierigkeiten und den gravierenden Fehlern während des Vereinigungsprozesses eingeholt wurde. Am Ende, als Helmut Kohl längst nicht mehr Kanzler war, sah er sich zunehmend als Opfer verschiedener Kampagnen, den "Kanzler der Einheit" zu demontieren. Auch dass sein Ehrenwort im Parteispendenskandal nicht mehr galt als die Prinzipien des Rechtsstaates, verstand er nicht mehr. Nun ist der dritte - und noch nicht letzte - Teil seiner Erinnerungen erschienen, der Kohls schillerndste Jahre von 1990-94 umfasst. 300 Seiten befassen sich mit der entscheidenden Verhandlungsphase, in der Kohl - auch Kritiker gestehen dies zu - die zentrale Rolle spielte. Hier konnte er die Früchte langjähriger politischer Freundschaften ernten. Die Wähler dankten es ihm mit der furiosen Wiederwahl zum Kanzler. Doch umfassen die Erinnerungen sehr viel mehr als das Erlangen der deutschen Einheit. Viele inzwischen verblassende Ereignisse fallen in die Jahre 1990-1994: der Putsch gegen Gorbatschow 1991, der Vertrag von Maastricht, der erste Golfkrieg, fremdenfeindliche Anschläge und Asylkompromiss, Bürgerkrieg in Jugoslawien, um nur einige zu nennen. Sie alle waren "Chefsache", bekommen ihren Platz in dem Erinnerungsband und werden auf der Grundlage intensiver Aktenstudien geschildert und mit persönlichen Einschätzungen verknüpft. Naturgemäß sind auch diese Erinnerungen stark subjektiv gefärbt, und dem Leser bleibt es überlassen, welchen Analysen und Schlussfolgerunge er folgen möchte. So ist der Band vor allen Dingen eine aufschlussreiche historische Quelle, die zum kritischen(!) Studium einlädt. - Henrik Flor, Literaturtest
|