Bilder einer Ausstellung - Eine Nacht auf einem kahlen BergeAudio CD
Noch eine Einspielung der populären Ravel'schen Orchesterbearbeitung von Mussorgskys Klavierzyklus < I> Bilder einer Ausstellung? Mitnichten: Oliver Knussen und das Cleveland Orchestra präsentieren Mussorgskys Spaziergang durch eine Gemäldegalerie in ganz anderem klanglichen Gewand als gewohnt - in einer sinfonischen Bearbeitung des Dirigenten Leopold Stokowski nämlich. Und hier zeigt sich, wie sehr die Orchestrierung eines Werkes gleichzeitig schon Interpretation ist. Stokowski, so erfährt der Leser des Beiheftes, hielt die gängigen Orchesterfassungen der " Bilder", vor allem auch diejenige Ravels, nicht für russisch genug, und was er damit meinte, ist auf dieser C D hörend zu erfahren: Rauere, herbere, bisweilen auch fahlere Farben als Ravel wählte Stokowski für viele der Bilder. Manch einem werden beim " Vecchio Castello" sicher die irisierenden Klangmischungen des französischen Orchester-Zauberers fehlen, aber Stokowskis weniger auf Eleganz und Charme angelegte Instrumentierung verfehlt keineswegs ihre Wirkung. Ähnliches lässt sich auch im Falle des " Býdlo" ( Ochsenkarren) feststellen, der auf dieser C D außerdem (per Tempoangabe in der Partitur? ) wesentlich rascher rollt als in den Einspielungen der Ravel-Fassung. Klanglich etwas abgerundeter und bodenständiger als Ravel, lässt Stokowski im " Ballet de poussins" die Küken tanzen. Kurzum: eine geglückte, vollgültige Alternative zum vertrauten Hörerlebnis, die man jedoch nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr als willkommene, andere Aspekte des Originals hervorhebende Abwechslung zur Ravel-Fassung betrachten sollte. < P> Sinnvoll ergänzt wird das Programm durch weitere Mussorgsky-Transkriptionen Stokowskis, darunter eine Version der < I> Nacht auf dem kahlen Berge, die sich laut Stokowski aus Mussorgksys Original und Rimsky-Korsakows Orchestrierung von 1886 zusammensetzt. Oliver Knussen, der Stokowski noch "live" erlebt hat und zu seinen Bewunderern zählt, bietet mit dem Cleveland Orchestra eine packende, dramaturgisch wie klanglich überzeugende Interpretation des hochinteressanten Repertoires. < I>-Michael Wersin
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