SupernovaAudio CD
Nachdem die letzte Blue-Note-Veröffentlichung von Gonzalo Rubalcaba eine jazzig sinnliche Widmung vor allem an Freunde und Familie war, haben wir es diesmal mit einer ausgemachten Stilpirouette zu tun: wieder im Trio, wieder mit Ignacio Berroa am Schlagzeug, am Kontrabass dieses Mal Carlos Henriques. < P> Der Ausnahmepianist aus Kuba verarbeitet seit jeher europäische, amerikanische, spanische und kubanische Traditionen zu kraftvollen und charakteristischen Botschaften. Auf < I> Supernova jedoch wird seine Liebe zum Kontrast besonders deutlich. Rubalcaba hat sich neben Eigenkompositionen einen mexikanischen Standard und einen Mambo-Hit der 30er-Jahre aus Venezuela vorgenommen: Ersteres eine Ballade, die unter seinem unverwechselbaren Anschlag zur zart verklärten Romanze erblüht, Letzteres reichlich folkloristisch und auf einmal kantig und zeitgenössisch aufgebrochen. Den Vogel schießt der Tastenvirtuose mit einer Art Potpourri seines Großvaters ab: Wiener Kaffeehaus, klassischer Tango, dazwischen Verfremdungsszenen per Synthesizer - eine humorvolle Promenade zur Unterhaltungsmusik anno 1900. < P> Die anderen Kunstwerke, die auf < I> Supernova zu hören sind, bilden mit modernem Latin Jazz und rhythmischem Experiment eine Brücke zwischen Rubalcabas typischem Triostil und den elektrischen Klanggewittern von < I> Antiguo (1997): sperrig akzentuierte Themen, Synkopen, Takt- und Tempowechsel erinnern an wilde Zeiten, das Schlussstück wartet mit dumpf beschwörender Trommelsynthese auf: archaische Meditation hinter melodischem Jazzklavier - grotesk, befremdend in seiner Widersprüchlichkeit. Das neue Album ist ein Abenteuer in Aufbau und Form, eine spannende Folge von: " Was macht er denn jetzt wieder"? < I>-Katharina Lohmann
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