Sodom ist kein VaterlandGebundene Ausgabe
Autoren aus 25 Ländern Europas sind in diesem Lesebuch vereint. Insgesamt beinhaltet das Buch mehr als 30 Erzählungen, wovon 18 Texte erstmals in deutscher Sprache erscheinen. Herausgeber Dirck Linck bemängelt die Möglichkeit, sich aufgrund fehlender Übersetzungen in Deutschland, einen Einblick in die zeitgenössische "schwule" Literatur zu verschaffen, vor allem mit Blick nach Osteuropa und Skandinavien. Die Vielfalt der in diesem Buch versammelten Autoren wirkt diesem Missstand entgegen, erschwert es dem Rezensenten jedoch ungemein, eine passende Buchkritik zu < I> Sodom ist kein Vaterland zu verfassen; verhält es sich doch so wie bei einem Musiksampler - manches Lied gefällt, manches eben aber auch nicht. Der Herausgeber spricht von ähnlichen Problemen bei dem Auswahlverfahren von Autoren und Erzählungen, das er mit der " Dramaturgie einer Regierungsbildung" vergleicht. < P> Das Themenspektrum der Erzählungen ist breit, so vielfältig wie die einzelnen Erfahrungen männlicher Erotik und Sexualität sein können. Der jeweilige Bezug in den Texten variiert von Land zu Land. In der Einleitung steht: " Die Geschichten dieser Sammlung sind (auch) Kommentare der sozialen und politischen Erfahrungen sexueller Abweichler. " Die Konflikte dementsprechend unterschiedlich: Homosexualität und Männlichkeit, (staatliche) Gewalt, Verleumdung, Religion, Selbstverständnis, Alltag. Gemeinsam ist den Texten, dass sie nicht glorifizieren. < P> Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass der jüngste Autor 1974 geboren ist. Man mag mir an dieser Stelle verzeihen, dass ich anmerke, dass somit die restlichen Autoren alle über 30 sind. Tatsächlich ist sogar fast die Hälfte aller Autoren älter als 50! Viele der Texte beschäftigen sich mit Kindheits- und Jugenderinnerungen, es gelingt den Autoren (unter anderen Patrick Gale, Großbritannien) jedoch immer überzeugend, einen Bezug zu dem Hier und Heute herzustellen. Die Texte erzählen aber auch von namenlosen Leidenschaften ( Portugal), beinhalten philosophische Gedanken über die wahre Liebe ( Island), handeln von der Begegnung des Unwirklichen mit dem Wirklichen und Herdenmännlichkeit ( Dänemark) oder dem Wahnsinn des Alltags, den Walter Foelske ( Deutschland) beschreibt. < P> Ein Kompendium, welches es zu Beginn des 21. Jahrhunderts schafft, das Dilemma der schwulen Entfaltungsmöglichkeit in Europa literarisch vereint darzustellen. < I>-Mathias Mahler
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