Die Globalisierung und ihre GegnerClaus Leggewie
Taschenbuch
Die Globalisierung hat ihre besten Zeiten hinter sich. Jedenfalls widmet man sich ihr publizistisch seit geraumer Zeit besser mit einer deutlichen Abwehrgeste, wenn man Publikum finden will. Dabei ist noch nicht eindeutig bestimmt, was sich konkret hinter dem Begriff "Globalisierung" verbirgt. Andererseits scheint festzustehen, dass darunter vor allem all dasjenige zu subsumieren ist, was am Kapitalismus - als dessen Folge und Entwicklungsbedingung die Globalisierung gesehen wird - frag- und kritikwürdig erscheint. Nun kann man den Kapitalismus und also auch die Globalisierung aus unterschiedlichsten Perspektiven kritisch in den Blick nehmen - ebenso wie die heterogenen Motive und Ziele der Globalisierungsgegner und -kritiker. Es ist deshalb folgerichtig, wenn Claus Leggewie in seinem lesenswerten Buch beides zum Thema macht - und nach Gegenwart und Zukunft sowohl der Globalisierung als auch der Gegnerschaft und der Kritik fragt. Zunächst wendet er dabei seinen Blick zurück und resümiert die Kritik gegen die Globalisierung, "wie wir sie kannten". Damit meint er die ökonomiefixierte Globalisierung, die zwar immer noch gegenwärtig ist, von der wir uns aber verabschieden müssen, weil sie kurz gesagt ins Verderben führt. Doch mit dem Verderben hält sich der Autor nicht lange auf, sondern wendet seinen kritisch-konstruktiven Blick in die Zukunft: "Globalisierung", heißt es an einer Stelle in Abwandlung eines Diktums von Max Weber ganz richtig, ist "kein Fiaker, aus dem man nach Belieben aussteigen kann, wenn einem die Richtung nicht passt", sie ist aber auch kein "Schicksal, wie ihre Schönredner und Propagandisten glauben machen wollen". Die "rasante Irrfahrt" der Globalisierung lege den Kritikern "deshalb die Verantwortung auf, nicht nur 'Sand ins Getriebe' zu streuen, wozu Attac auffordert, sondern alternative Pfade auszukundschaften". Auf der Suche nach einem solchen Pfad setzt Leggewie vor allem auf eine "intelligente Deglobalisierung", in deren Folge eine qualitativ nachhaltige Marktwirtschaft und Netzwerkgesellschaft die überkommene, bloß auf Wachstum fixierte quantitative Wirtschaftsideologie ersetzt. Eine große Bedeutung für die dazu notwendige globale Politisierung misst er dabei den transnationalen Nicht- (bzw. Mit-) Regierungsorganisationen bei. Eine in vielerlei Hinsicht ebenso lehrreiche wie inspirierende Lektüre. -Andreas Vierecke
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